Saudiarabische Kampfjets greifen weiter Ziele im Jemen an

Bait Rejal im Westen von Sanaa wurde ebenso beschossen.
Bait Rejal im Westen von Sanaa wurde ebenso beschossen.(c) REUTERS
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Ein Camp sei beschossen worden. Houthis rücken bis an den Rand von Aden vor. Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Die Lage im Jemen sei katastrophal.

Eine Waffenruhe im Jemen ist außer Reichweite. Trotz internationaler Kritik setze das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis die Luftangriffe auf den Jemen fort. Kampfjets bombardierten am Dienstag einen Militärstützpunkt im Landesinneren, der unter Kontrolle der schiitischen Houthi-Miliz ist. Internationale Hilfsorganisation schlugen Alarm wegen der Gewalt im Jemen.

Fünf Bomben seien über dem Camp nahe der Stadt Ibb, 160 Kilometer südlich von Sanaa, abgeworfen worden, hieß es in Militärkreisen. Ziel seien vermutlich Flugabwehrstellungen und Truppenunterkünfte gewesen. Medienberichten zufolge wurden auch mindestens zwei Schüler einer benachbarten Schule getötet. Die Kampfjets nahmen Militärkreisen zufolge auch Waffenlager der Houthis nahe Sanaa und weiter nördlich in Sanhan sowie Militärstellungen an der Küste des Roten Meeres nahe der Hafenstadt Hodaida ins Visier.

Houthi kämpfen weiter um Aden

In Aden stießen die Houthi-Rebellen nach Angaben von Anwohnern bis an den Rand des Hafens vor. In der Stadt habe am Dienstag aber relative Ruhe geherrscht, hieß es. Aden ist eine Hochburg des nach Saudi-Arabien geflüchteten jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi. In der Hafenstadt hatten in den vergangenen Tagen immer wieder Kämpfe getobt.

Einwohnern zufolge beschossen in der Nacht zum Dienstag außerdem Kriegsschiffe der Rebellen in der Hafenstadt. In der östlich von Aden gelegenen Provinz Abyan wurden nach Angaben des Gouverneurs acht Houthi-Rebellen getötet, als sie in einen Hinterhalt von Stammeskämpfern gerieten.

China fordert Feuerpause

China schloss sich unterdessen den Aufrufen für eine Waffenruhe an, die Hilfslieferungen ermöglichen soll. "Wir appellieren an alle Konfliktparteien, rasch eine Feuerpause einzuhalten und weitere zivile Opfer zu vermeiden", sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums in Peking. China beobachte die humanitäre Lage im Jemen sehr genau und fordere alle Seiten auf, internationales Recht einzuhalten und Evakuierungen aus dem Kampfgebiet zu erleichtern.

Der Kampf um Jemen

Saudiarabische Kampfflugzeuge bombardieren seit Ende März den Jemen, um den Vormarsch der schiitischen Houthi-Miliz zu stoppen, die die Macht in einem der ärmsten Länder der Welt übernommen hat. Bei den Kämpfen wurden bisher Hunderte Menschen getötet. Vielerorts ist die Wasser- und Stromversorgung zum Erliegen gekommen.

Die nächste Flüchtlingskrise

Mehr als 100.000 Menschen sind nach UN-Angaben vor den Kämpfen auf der Flucht. "Die Lage ist sehr gefährlich. Krankenhäuser sind überfüllt, und sogar Krankenwagen werden entführt", sagte der Leiter der UN-Kinderhilfswerks Unicef im Jemen, Julien Harneis. Seit dem Ausbruch der Kämpfe seien mindestens 74 Kinder getötet und 44 schwer verletzt worden. Alle Konfliktparteien müssten den Schutz der Kinder sicherstellen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in den vergangenen Wochen mindestens 540 Menschen getötet. Weitere 1700 seien verletzt worden, teilte die WHO am Dienstag mit. Die Angaben der WHO beziehen sich auf den Zeitraum zwischen dem 19. März und dem 6. April.

"Leichen liegen auf den Straßen"

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte vor einer humanitären Katastrophe in Aden. Die Stadt sei weitgehend von der Versorgung abgeschnitten. "Der Krieg in Aden findet auf jeder Straße, an jeder Ecke statt", sagte IKRK-Sprecherin Marie Claire Feghali. "Leichen liegen auf den Straßen herum, niemand traut sich, sie aufzusammeln."

Der Großteil der 800.000 Einwohner könne wegen der Gefechte nicht aus der Stadt fliehen, sagte Feghali. Sie forderte eine sofortige Waffenruhe, um die Lieferung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, die Lage in Aden verschlechtere sich von Tag zu Tag.

(APA/Reuters/AFP)

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