Einkaufszentrum: Das Comeback des Gasometers

Gasometer
Gasometer(c) Stanislav Jenis
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Durch geförderten Wohnbau in der Umgebung, Ansiedlung von Büros und eine Neuausrichtung des Konzepts erlebt das Einkaufszentrum derzeit einen regelrechten Boom.

Wien. Wer in den vergangenen Monaten durch den Gasometer spaziert ist, dort eingekauft und gegessen hat oder wegen eines Kinobesuchs dort war, bemerkte zwangsläufig eine gravierende Veränderung zu früheren Jahren: Lange Schlangen an den Kassen, kaum Tische ohne Reservierung, überfüllte Rolltreppen und belebte Gänge. Zu sagen, das lange Zeit geradezu verwaiste Einkaufszentrum erfährt derzeit eine Belebung, wäre eine glatte Untertreibung. Der Gasometer boomt – mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich, und das in sämtlichen Bereichen.

Stadtteil mit 1000 Wohnungen

„Wir konnten unser Netto-Umsatzvolumen von 31 Millionen Euro 2011 auf 33 Millionen 2014 steigern“, sagt Peter Schaller, Geschäftsführer der Gasometer Shopping- und Entertainment-Center Vermietungs GmbH. „In Zeiten der Wirtschaftskrise sind das keine zu unterschätzenden Zahlen. Eine Entwicklung, die wir allerdings auch eingeleitet und – mit etwas Verspätung – erwartet haben.“

Gemeint ist vor allem der geförderte Wohnbau in der unmittelbaren Umgebung – denn die Gasometer GmbH gehört zu 50 Prozent zur Wohnbaugenossenschaft Gesiba, die wiederum von der städtischen Wien-Holding verwaltet wird. Den Rest hält die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte. So entstand auf den ehemaligen Mautner-Markhof-Gründen ein neuer Stadtteil mit knapp 1000Wohnungen. Die ersten wurden bereits im Juni 2014 an die Bewohner übergeben, im November folgte eine zweite Tranche, die restlichen Mieter bzw. Eigentümer werden im Lauf des April 2015 einziehen. Von den Bewohnern profitiert der Gasometer durch eine höhere Besucherfrequenz enorm.

Im Hollywood-Megaplex-Kino im Gasometer beispielsweise wurde im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 eine Steigerung der Kundenzahl von mehr als zehn Prozent verzeichnet. Ein Wachstum, das angesichts des eher schwachen Filmangebots in den vergangenen Monaten umso höher einzuschätzen ist.

„Die aktuellen Zahlen vom ersten Quartal liegen uns zwar noch nicht vor, aber von einer Frequenzsteigerung von mindestens zehn Prozent gehen wir auch für das gesamte Einkaufszentrum aus“, sagt Schaller. Dabei ist der Lückenschluss noch lang nicht beendet. Im Bereich der Litfaß- und Modecenterstraße, wo nicht ohne Grund bereits ein OBI und Hofer stehen, werden in den kommenden fünf Jahren weitere 4000 Wohnungen errichtet. Einige hundert Wohnungen sind südlich der Gasometer-Türme (im Bereich der Fuchsröhrenstraße) geplant. Und auch mit Büros hilft die Stadt nach. So wurde Ende Februar der schrittweise Umzug der Wiener-Wohnen-Zentrale mit rund 1200 Mitarbeitern in die Rosa-Fischer-Gasse direkt vor dem Gasometer abgeschlossen.

Tanz- und Musikstudios

Darüber hinaus wird weiterhin an der Neuausrichtung des Konzepts durch die Installierung der Music-City Ende 2013 gearbeitet. Diese besteht aus der Popakademie, einem Jazzkonservatorium (Jam Music Lab) und den größten Tanz- und Musicalstudios Österreichs, in denen rund 300 Schüler des Performing Center Austria in Tanz, Gesang und Schauspiel unterrichtet werden. Die Kurse werden in fünf Groß- sowie sechs Kleinstudios im Gasometer C abgehalten, die zwischen 70 und 186 Quadratmeter groß sind. „Die Stärke des Gasometers ist, dass man die Synergieeffekte nutzen kann. So stammt die Akustik in den Studios vom Musikfachgeschäft Klangfarbe, das sich gleich nebenan im Tower D befindet“, sagt Alexander Tinodi, Chef des Performing Center Austria. „Auch, wenn es natürlich noch Potenzial gibt, sind wir mit der Entwicklung unserer Studios sehr zufrieden und spüren eine Aufbruchstimmung. Von hier gehen viele kreative Impulse aus, beispielsweise bereiten Absolventen von uns derzeit den künstlerischen Eröffnungsact des Song Contests vor.“

Demnächst wird die Music-City um eine weitere musikalische Einrichtung erweitert, um welche es sich dabei handelt, wird im Mai bekannt gegeben. Zudem ist man mit weiteren Lebensmittelgeschäften im Gespräch, vor allem in den Sparten Bio und Nahrungsergänzungsmittel.

AUF EINEN BLICK

Wohnbau. Der Gasometer profitiert enorm von der Ansiedlung in die unmittelbare Umgebung. So entstanden in den nahen Mautner-Markhof-Gründen 1000 geförderte Wohnungen. Im Bereich der Litfaß- und Modecenterstraße werden in den kommenden fünf Jahren weitere 4000 Wohnungen gebaut. Ende Februar 2015 wurde die Umsiedlung der Wiener-Wohnen-Zentrale mit 1200 Mitarbeitern in die Rosa-Fischer-Gasse abgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2015)

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