Trotz saudiarabischer Luftangriffe konnten die Rebellen Land gewinnen. Die humanitäre Situation im Jemen spitzt sich zu.
Die schiitischen Houthi-Rebellen haben die südjemenitische Stadt Atak und die umliegenden Ölfelder unter ihre Kontrolle gebracht. Der Vorstoß erfolgte trotz saudiarabischer Luftangriffe gegen die Houthis, berichteten Augenzeugen am Mittwoch. Demnach stießen die Rebellen in Atak auf keinen Widerstand am Boden.
Der Jemen ist kein bedeutender Ölproduzent. Die vorhandenen Vorkommen deckten allerdings in der Vergangenheit bis zu 75 Produzent der Staatseinnahmen des ärmsten Landes der arabischen Halbinsel. Wegen der Unruhen und des Bürgerkriegs ist die Ölproduktion jedoch stark zurückgegangen. Sie beträgt heute knapp 100.000 Barrel pro Tag (1 Barrel rund 159 Liter). Vor 2011 hatte sie das Drei- bis Vierfache ausgemacht.
Humanitäre Lage spitzt sich zu
Die humanitäre Lage spitzt sich zu: In den vergangenen Wochen sind fast 650 Menschen bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und den Rebellengruppen der Houthi getötet worden, mehr als 2200 wurden verletzt. Mehr als 600.000 Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben.
Stromausfälle sowie akuter Wasser- und Treibstoffmangel setzten der Zivilbevölkerung zu. Der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen gelang es unterdessen, eine medizinische Hilfslieferung im Hafen von Aden zu entladen. Auch ein Schiff mit Hilfsgütern und Personal des Internatioalen Komitee des Roten Kreuzes sei in der Hafenstadt eingetroffen, sagte ein Sprecher des arabischen Militärbündnisses in Riad. Wegen anhaltender Kämpfe sei es jedoch "schwierig", das Material zu entladen.
Hafenstadt Aden unter Beschuss
Ebenfalls am Mittwoch meldeten ein Behördenvertreter sowie ein Mediziner aus der Stadt Aden zudem, dass durch Panzer- und Mörserbeschuss der Rebellen 22 Menschen getötet und über 70 weitere verletzt wurden, die meisten davon Zivilisten. Die schiitischen Houthis hätten dabei gemeinsam mit Anhängern von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh "wahllos" Wohnhäuser beschossen, sagte der Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Bereits am Dienstag hatte der stellvertretende US-Außenminister Antony Blinken gesagt, dass sein Land die Lieferung von Waffen an Saudiarabien und dessen Verbündete beschleunigt habe. So sei die Kooperation der Geheimdienste verstärkt und eine gemeinsame Planungszelle im saudi-arabischen Einsatzkommando eingerichtet worden. US-Verteidigungsminister Ashton Carter äußerte sich besorgt darüber, dass al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel das derzeitige Chaos im Jemen nutze, um ihr Einflussgebiet auszuweiten. Carter kündigte an, die USA würden weiter gegen die Bedrohung durch die Extremisten vorgehen.
Kämpfe eskalieren seit Jänner
Die Rebellengruppe der Houthi aus dem Nordjemen hatte im Jänner die Hauptstadt Sanaa vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Als sie weiter auf Aden vorrückte, floh Präsident Abd Rabbu Mansur Hadi nach Saudiarabien und bat dort um Hilfe. Am 26. März begann Riad daraufhin mit neun weiteren arabischen Staaten Luftangriffe auf die Rebellen und verbündete Armeeeinheiten, um deren Vormarsch auf Aden zu stoppen.
Saudiarabien wirft dem Iran vor, die schiitischen Houthis zu unterstützen. Teheran setzt sich für eine politische Lösung ein und entsandte am Mittwoch Außenminister Mohammad Javad Zarif nach Pakistan. Die Regierung in Islamabad steht unter dem Druck Saudiarabiens, sich an der Militärallianz zu beteiligen. Aus Sorge, die konfessionelle Spaltung der Region sowie auch des eigenen Landes zu vertiefen, lehnt Pakistan dies bisher jedoch ab.
(APA//dpa/Red.)