"Game of Thrones": Staffel fünf, Folge eins

Game of Thrones - S05
Game of Thrones - S05(c) HBO/Sky
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Mit "The Wars to Come" kehrt "Game of Thrones" mit einer extrem düsteren und dichten Folge zurück. In der ersten Episode der fünften Staffel verabschiedet sich ein toller Schauspieler und die Serie wirft einen Blick zurück in die Vergangenheit.

SPOILERWARNUNG: Ich blogge wieder zu jeder neuen "Game of Thrones-Folge und verrate Details zur Handlung. Bitte hinterlassen Sie in den Kommentaren keine Spoiler, die die Handlung über diese Folge hinaus verraten.

Düster. Das ist der erste Eindruck von "The Wars to Come", der ersten, sehr dichten Folge der fünften Staffel "Game of Thrones". Die HBO-Serie ist bekannt für ihre vielen Figuren und ihre zahlreichen Schauplätze - nun macht sie eine weitere (Zeit-)Ebene auf: Der Beginn der Folge führt uns zurück in die Vergangenheit.

Cerseis Flashback lehrt uns zwei Dinge: Erstens, dass sie schon als Jugendliche hochmütig war, und zweitens, dass sie nichts mehr fürchtet, als ihre Nachfolgerin, jünger und schöner als sie. So durchschaubar Loras Tyrells Versuch, Cersei beim Leichenschmaus abzulenken, auch ist: Der Flirt der (sexuell zunehmend frustrierten) Margaery mit dem kindlichen König Tommen entgeht ihr nicht. Cersei selbst hatte einst einen jungen Liebhaber: Lancel Lannister, nun eine Art Bettelmönch, erinnert sie an den gewaltsamen Tod ihres Ehemanns Robert Baratheon, an dem die beiden offenbar nicht unschuldig sind. Die Vergangenheit ruht nicht.

Was die Hexe, die Cersei als Jugendliche aufsuchte, über Cerseis Kinder sagt, lässt auch nichts Gutes für die Zukunft erahnen: Golden werden ihre Häupter sein, golden ihre Leichentücher. Erst gilt es noch, Tywin zu Grabe zu tragen - und mit ihm einen Gutteil der Macht der Lannisters. Der Tod des Vaters, an dem Cersei Jaime Mitschuld gibt, treibt einen Keil zwischen die Geschwister.

"Who said anything about 'him'?"

Ein Mächtiger, der Spion Varys, hat dem Hof in King's Landing bereits den Rücken gekehrt. Gemeinsam mit Tyrion kommt er in Pentos an, bei eben jenem Illyrio Mopatis, der einst die Geschwister Viserys und Daenerys Targaryen beherbergte. Visuell ist die Überfahrt clever verdichtet: Wie durch ein Bullauge sieht man Land, Schiff und Wasser - dabei ist es nur ein Lüftungsloch in der Kiste, in die Tyrion gesperrt ist.

Eine Stärke von "Game of Thrones" sind die Verbalduelle - ob Arya und Tywin, oder Arya und der Hound, oder Tyrion mit fast jedem. Nun folgt also der Schlagabtausch Varys gegen Tyrion. Der Zwerg will sich zu Tode trinken, denn "the future is shit. Like the past". Schließlich überzeugt Varys den Lannister-Sproß aber doch, seinen klugen Kopf zu gebrauchen und zu Daenerys zu reisen. Ob ihn Varys mit "Who said anything about 'him'?" überredet hat, oder ob er einfach nur die Drachen sehen will, darüber dürfen wir spekulieren.

"A dragon queen with no dragons in not a queen"

Nur hat Daenerys diese, ihre Drachen, nicht mehr unter Kontrolle, wie eine traurige Szene zeigt. Genausowenig wie ihre Stadt Meereen. Was nützt es, wenn die Unsullied endlich frei sind, um ins Bordell (zum Kuscheln) zu gehen, wenn ihnen dort von der Pro-Sklaverei-Guerillatruppe "Sons of the Harpy" die Kehlen aufgeschlitzt werden? "I am not a politician. I am a queen", sagt Daenerys. Ein bisschen Kompromissbereitschaft täte ihr gut.

Der einzige Berater, der zu ihr vordringt, ist ihr Liebhaber Daario Naharis: "A dragon queen with no dragons in not a queen." Wer Drachen im Keller ankettet, braucht sich nicht wundern, wenn sie ihm Feuer entgegenspeien. Kontrolle braucht Freiheit - auch bei ehemaligen Sklaven. Sollen sie doch in den fightings pits Gladiatorenkämpfe austragen, wie Hizdahr zo Loraq vorschlägt. Daenerys mag Statuen stürzen können, aber was vermag sie aufzubauen?

"A land so far from here, even Cersei Lannister can't get her hands on you"

An Sansa lässt sich die Düsternis der Folge schon optisch ablesen. Die roten Haare wirken fast schwarz, selbst im Sonnenlicht, als sie ihrem Cousin "Sweetrobin" Robert Arryn beim Verlieren im Holzschwertkampf zusieht. Dieses Kind spielt wohl zum ersten Mal mit einem Gleichaltrigen, das ist fast rührend. Sansa hingegen wirkt erwachsener, abgeklärter denn je mit ihrem Misstrauen. Sie lernt schnell, zeigt das Gespräch mit Petyr "Littlefinger" Baelish. Wohin Sansa und ihr "Vater" aufbrechen? "In a land so far from here, even Cersei Lannister can't get her hands on you", weiß Baelish. Beyond the Wall? The Free Cities? Oder - endlich - Dorne?

Jon Snow und Mance Rayder
Jon Snow und Mance Rayder(c) HBO/sky

Dass die beiden in Sichtweite von Brienne vorbeireiten, die sich mit ihrem Knappen Podrick streitet, ist böse Ironie in dieser Geschichte. Die beiden fänden das wohl nicht zum Lachen.

"I don't want them to bleed for Stannis"

Es gibt ja doch Humor, vor allem in der Szene, in der Jon Snow und Melisandre gemeinsam mit dem Lift auf die Wall hinauf fahren. Man kennt das aus dem Alltag: Da steht man mit einem flüchtigen Bekannten auf engem Raum, und weiß nicht, was man sagen soll. Wieso nicht einfach fragen "Are you a virgin?" wie Melisandre? Jons "Nein" quittiert sie jedenfalls mit "Good".

Jons anschließender Versuch, Mance Rayder dazu zu bringen, vor König Stannis niederzuknien, scheitert. Denn Stannis will die Wildlings zum Teil seiner Armee machen. "I don't want them to bleed for Stannis", sagt Mance. Für ihn bedeutet das sein Todesurteil. Als er hört, dass er lebendig verbrannt werden soll, zuckt sein Auge. In dieser winzigen Geste drückt sich die ganze Todesangst dieses harten, stolzen Menschen aus: Eine Verbeugung für den wunderbaren Schauspieler Ciarán Hinds an dieser Stelle.

Ohne zu zucken zündet Priesterin Melisandre den Scheiterhaufen an. Religion ist gefährlich in "Game of Thrones", und Melisandre ist eine schöne, aber grausame Frau. Als Jon Mance mit einem Gnadenschuss erlöst, sind nicht nur Samwell Tarly, Gilly und Stannis' entstellte Tochter Shireen erleichtert. In die Erleichterung mischt sich leichtes Unbehagen: Wird Jon Snow "zu gut", zu moralisch überlegen für diese Serie? Er hat viele Freunde in der Night's Watch, lässt Stannis ihn wissen - und viele Feinde. Und Jon hat definitiv einen "soft spot for wildlings", das sehen viele nicht gerne. 

In den Büchern lebt Mance noch - Showrunner David Benioff und D.B. Weiss haben ihre Ankündigung, Figuren sterben zu lassen, die in den Roman noch leben, also schon in der ersten Folge wahr gemacht.

Auffälliges:

  • Loras Tyrells Liebhaber Oliver arbeitete einst im Bordell Littlefingers und wurde von Oberyn engagiert. Wem er wohl berichtet?
  • Gleich zwei Figuren kündigen einen Krieg, wie es im Titel der Folge heißt, an: Varys und Mance.

Zitate:

  • Mance Rayder: "The freedom to make my own mistakes was all I ever wanted."
  • Tyrion Lannister: "A drunken dwarf will never save the seven kingdoms." Ob George R.R. Martin nicht andere Pläne hat ...

Lustiges:

Jon Snow ist ein schlechter Dinner-Gast:

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>> Zum Blog von Folge zwei "The House of Black and White"

>> "Game of Thrones"-Episodenblog

Redaktioneller Hinweis: Die aktuellen "Game of Thrones"-Folgen werden dem Autor vom Sender Sky zur Verfügung gestellt, der die Serie in Österreich zeigt. 

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