Rapid vs. Salzburg: Fußball wie in der Hochschaubahn

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Rapid wähnt sich nach dem 3:3 im Thriller gegen Salzburg als moralischer Sieger, doch der Titelverteidiger hält weiterhin mit sechs Punkten Vorsprung seinen Kurs.

Wien. Der Abstand von sechs Punkten ist gleich geblieben, und so spektakulär das 3:3 zwischen Rapid und Salzburg auf den ersten Blick auch anmuten mag: Der Titelverteidiger liegt acht Runden vor Saisonschluss weiterhin auf Kurs. Das direkte Duell der aktuell besten Klubs Österreichs fesselte dennoch 26.800 Zuschauer. Eine Niederlage der Hütteldorfer hätte der Bundesliga in den finalen Runden wohl die (letzte) Würze genommen.

„Mich ärgert es, wenn man 3:0 führt und nur mit einem Punkt nach Hause fährt“, sagte Adi Hütter und ließ dabei jegliche Form der Selbstkritik vermissen. Sein Team führte zur Pause mit 3:0 und bis zur 92. Minute noch mit 3:2, doch nicht nur die Spieler haben es verabsäumt, den Sieg abzusichern, sondern vor allem auch er. Dennoch, es sei trotz des unnötigen Ausschlusses von Andreas Ulmer nichts passiert, Hütter sagt: „Es war ein großer Schritt, den wir im Titelkampf tätigen wollten, es ist leider nur ein halber geworden.“

Von Moral und Prestige kann man sich materiell nichts kaufen im Profisport, sie bergen aber die bei Fans besonders hoch im Kurs stehenden Faktoren wie Willen, Einsatz, Leidenschaft etc. in sich. Dass sich Rapid als moralischer Sieger wähnt, ist daher nachvollziehbar. Zudem, es bleibt das Momentum Hoffnung, dass Salzburg weiter Punkte liegen lässt und Grün-Weiß doch noch der große Coup gelingt. Das Nachtrauern um vergebene Chancen und das Bedauern eines fehlerhaften Spiels, in diesem Fall über eine Halbzeit lang, gehört in dieser Saison zum Ritual von Rapid-Trainer Zoran Barišić. Er macht es immer wieder, seine Spieler gäben ihm genug Anlass dazu. „Die erste Hälfte war gar nix. Wir haben Fehler im Spielaufbau gemacht, die Salzburg ausgenutzt hat. Die zweite Hälfte war versöhnlich, die Mannschaft hat sich mit dem Ausgleich belohnt.“ Aber auch er muss sich, wie Hütter, hinterfragen. Philipp Schobesberger – dieser brachte viel Elan ins Spiel – erst nach der Pause einzusetzen war eine Fehleinschätzung.

„Es war zum Verzweifeln, wenn man auf der Bank sitzt und miterleben muss, wie Salzburg jede Chance ausnützt und wir kein Mittel dagegen finden“, beschrieb Schobesberger später seine Gefühlslage in Hälfte eins. Der Ausgleich durch Philipp Prosenik (92.) wirkte wie Balsam, regte aber auch zum Nachdenken an. War es ein geretteter Punkt, oder waren es doch zwei verlorene und die vergebene Chance auf die Halbierung des Rückstands? Schobesberger wusste es nicht, oder er wollte es nicht sagen. „Man kann aus diesem Spiel jedenfalls mitnehmen, dass wir nie geschlagen sind, auch wenn es zur Pause 0:3 steht . . .“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2015)

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