Putins Biker: Protest gegen "Nachtwölfe" in Polen

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Russische Biker-Gang plant Tour auf den Spuren der Roten Armee und ihres Siegeszugs von 70 Jahren. Viele Polen fordern ein Einreiseverbot.

Die geplante Fahrt des russischen Motorradclubs "Nachtwölfe" von Moskau nach Berlin zur Erinnerung an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland sorgt in Polen für Verstimmung. In sozialen Medien fordern tausende ein Einreiseverbot für die Motorradfahrer, deren Chef als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt.

Die Entscheidung, ob die Russen einreisen dürfen, müsse der Grenzschutz treffen, sagte der stellvertretende polnische Außenminister Rafal Trzaskowski. Die "Nachtwölfe" hätten bisher kein Visum für Polen beantragt. Es sei aber möglich, dass sie Visa eines anderen Schengen-Staates hätten. Die "Nachtwölfe" werden am 27. April an der polnischen Grenze erwartet.

Mehr als 9000 Unterschriften wurden für eine Petition gesammelt, die von den Behörden verlangt, den rund 40 erwarteten Bikern die Einreise zu verwehren. Seit dem Beginn der Ukraine-Krise haben sich die Beziehungen beider Länder rapide verschlechtert. "Mit wehenden russischen Flaggen wollen sie den Weg der Roten Armee nachfahren, die Polen niemals Freiheit gebracht hat", sagte Jarek Podworski, ein Biker aus dem ostpolnischen Lublin, der die Petition initiiert hatte.

Endstation Berlin zum Jahrestag des Siegs

"Ziel ist es, das Andenken an diejenigen zu ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind", sagte Organisator Andrej Bobrowski. Die Motorradtour, die am 25. April beginnen und am 9. Mai, dem in Russland begangenen Jahrestags des Kriegsendes, in der deutschen Hauptstadt endet, soll demnach die "guten Beziehungen" zwischen Russland und den durchquerten Ländern stärken. Außer Deutschland stehen noch Weißrussland, Polen, Tschechien, die Slowakei und Österreich auf dem Reiseprogramm.

Die Nachtwölfe zeigen sich zwar regelmäßig an der Seite von Russlands Präsident Wladimir Putin, streiten aber jedes politische Engagement ab. "Wir sind keine Historiker, aber wir wollen die hunderttausenden von Zivilisten nicht in Vergessenheit geraten lassen, die im Krieg gestorben sind", sagte Bobrowski. Er erwarte deshalb von allen, ihnen bei ihrer Aktion zu helfen, selbst von jenen, die diese nicht respektierten.

Unterwegs auch auf der Krim und in Luhansk

Der kurz vor Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 gegründete Club zählt in deren Nachfolgestaaten heute rund 5000 Mitglieder. Die Biker waren bisher unter anderem kurz nach der Annexion durch Russland auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs und tauchten auch schon in der Separatistenhochburg Lugansk in der umkämpften Ostukraine auf. Einige der Rocker entschieden sich dabei, gleich da zu bleiben und die Separatisten bei ihrem Kampf gegen Kiew zu unterstützen.

Doch angesichts der heftigen Ablehnung des Projektes hat sich ein anderer polnischer Biker-Club auch schon für den Besuch der Nachtwölfe ausgesprochen: "Wenn wir in Russland unterwegs sind, werden wir immer herzlich empfangen", sagte Wiktor Wegrzyn. Der Präsident des Clubs Sternfahrten von Katyn organisiert regelmäßig Touren an Orte in Russland, an denen Polen durch den stalinistischen Terror ermordet wurden. Er forderte vom polnischen Außenministerium, den Nachtwölfen kostenfreie Visa zu gewähren. "Russlands Botschaft hat uns solche in den vergangenen sechs Jahren jedesmal ausgestellt", sagte Wegrzyn.

(APA/AFP)

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