Amerikanische "Panzerkiller" nach Rumänien verlegt

Vier
Vier "Warthogs" der US Air National GuardUS Air National Guard
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Zwölf Schlachtflugzeuge A-10 "Warzenschwein", wahre Relikte aus dem Kalten Krieg, sollen russische Expansionsgelüste in Osteuropa dämpfen.

Weitgehend unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit haben die USA eine nicht alltägliche Truppenverlegung vorgenommen: Bereits Anfang April wurden demnach zwölf Schlachtflugzeuge vom Typ A-10 "Thunderbolt II" (vulgo "Warzenschwein") aus Spangdahlen (Deutschland) nach Rumänien verlegt, genauer gesagt auf die Basis Emanoil Ionescu bei der Stadt Campia Turzii in Siebenbürgen.

Die Flugzeuge der 354th Expeditionary Fighter Squadron sollen drei Monate in Rumänien bleiben und dort und in anderen östlichen Nato-Staaten diverse Übungen abhalten. Zielschießen in Rumänien auf alte Pkw etwa gab es schon (siehe Fotos unten).

Es ist die erste Verlegung dieser gefürchteten Erdkampfflugzeuge nach Rumänien und steht vor dem Hintergrund der im Vorjahr von den USA initiierten Nato-Operation "Atlantic Resolve", im Rahmen welcher Militäreinheiten in den Ostbereich der Nato verlegt wurden und werden - zu einem klaren Zweck: Russland zu signalisieren, dass es von östlichen Nato-Staaten wie Polen, Rumänien und vor allem den kleinen Baltenrepubliken die Finger lassen soll.

Operation "Atlantic Resolve"

Zuletzt waren deswegen im Februar und März Bodentruppen, darunter Panzereinheiten, auch nach Lettland und Estland verlegt worden. Am 24. Februar fand in der Stadt Narva (Estland) hart an der Grenze zu Russland eine demonstrative Parade von teils schwer gerüsteten Abteilungen etwa aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien statt.

A-10s in Rumänien
A-10s in Rumänien52nd Fighter Wing Public Affairs (Staff Sgt. Joe McFadden)
Ein Pilot
Ein Pilot52nd Fighter Wing Public Affairs (Staff Sgt. Joe McFadden)
Zielschießen in Siebenbürgen
Zielschießen in Siebenbürgen52nd Fighter Wing Public Affairs (Staff Sgt. Joe McFadden)
Zielschießen in Siebenbürgen
Zielschießen in Siebenbürgen52nd Fighter Wing Public Affairs (Staff Sgt. Joe McFadden)
Nach dem Zielschießen
Nach dem Zielschießen52nd Fighter Wing Public Affairs (Staff Sgt. Joe McFadden)

Der Einsatz der A-10 in Rumänien ist auch aus anderen Gründen bemerkenswert. Dieses gepanzerte und unterschallschnelle, extrem wendige Schlachtflugzeug des heute nicht mehr existenten Herstellers Fairchild Republic war 1977 mit dem deklarierten Hauptauftrag in die US Air Force eingeführt worden, im Fall eines 3. Weltkriegs die erwarteten Panzermassen des Warschauer Pakts vor allem in Deutschland auszudünnen, mit Luft-Boden-Raketen und Bomben, vor allem aber mit der Pkw-großen und unwiderstehlichen Maschinenkanone "Avenger", Kaliber 30 Millimeter. Der Panzerkiller kam aber erst ab dem Irak-Krieg 1991 zum Einsatz, da schoss er tausende irakische Kampf- und Schützenpanzer, Artilleriewaffen, Lkw und andere Ziele zusammen und war wesentlich daran beteiligt, dass es bei der alliierten Offensive nach Kuwait und in den Südirak hinein nur noch zu (von Ausnahmen abgesehen) relativ mäßigen Kämpfen zwischen Bodentruppen kam.

Zuletzt wurden Warzenschweine in den Nahen Osten verlegt, um die internationale Luftoffensive gegen den "Islamischen Staat" im Nordirak und in Syrien zu verstärken. Siehe dazu und zur A-10 generell weiter unter diesem Link.

Tauziehen um Ausmusterung

Mit der Verlegung der A-10 wird also sozusagen ein Relikt aus dem Kalten Krieg in Osteuropa aufgewärmt, eines, das sich geradezu symbolisch als Warnung an gegnerische Panzereinheiten verstehen lassen muss. Als Ironie der Geschichte erscheint dabei, dass die US Air Force und Air National Guard seit einigen Jahren ihre zuletzt noch 288 Warzenschweine (Ende 2014, Quelle: World Air Forces von Flightglobal, andere Angaben sprechen von nur etwa 170 Stück) loswerden wollen: Man erhofft sich Einsparungen von vier Milliarden Dollar und meint, dass neue Jets wie die F-35 "Lightning II" von Lockheed Martin auch die A-10 locker ersetzen können - eine Annahme, die zahlreiche Gegner in Militär und Politik auf den Plan gerufen und unter anderem dazu geführt hat, dass wieder nach Geld für die Verlängerung des A-10-Lebensdauer gerufen wird.

Ein bedeutender Proponent dieser Forderung ist der republikanische Senator John McCain, Vorsitzender des Streitkräfte-Ausschusses des Senats. Er und viele andere glauben unter anderem deswegen an die Zukunft dieses Schlachtfliegers, weil kein anderes Flugzeug in der Luft-Boden-Rolle dermaßen viel aushält und beschussfest ist und ein Gefechtsfeld aus nächster Nähe beherrschen kann - eine Eigenschaft, die die Warzenschweine auch für asymmetrische Kriege der Gegenwart empfehlen, wie sich aktuell etwa im Falle des "Islamischen Staates" zeigt.

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