Trauerfeier nach Airbus-Absturz: "Unbegreifliches ist geschehen"

Vor dem Kölner Dom versammelten sich zahlreiche Menschen, um der Übertragung der Trauerfeier für die Opfer des Airbus-Absturzes beizuwohnen.
Vor dem Kölner Dom versammelten sich zahlreiche Menschen, um der Übertragung der Trauerfeier für die Opfer des Airbus-Absturzes beizuwohnen.(c) APA/EPA/MAJA HITIJ
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In Kölner Dom versammelten sich Angehörige und Politiker zur Trauerfeier. Die französischen Behörden werten derzeit den Flugschreiber aus.

Mit einer bewegenden Trauerfeier im Kölner Dom ist am Freitag der 150 Toten des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen gedacht worden. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck beschwor dabei die Verbundenheit mit den Angehörigen der Opfer. An dem ökumenischen Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt nahm die komplette deutsche Staatsspitze teil.

Mehr als 500 Hinterbliebene saßen unter den 1400 Gästen in Deutschlands größter Kirche. Im Kölner Dom standen auf der Treppe zum Altar 150 weiße Kerzen für die Opfer der Katastrophe am 24. März - darunter eine für den Copiloten.

"Bloße Worte zu schwach, um zu trösten"

Für jedes Opfer brannte eine weiße Kerze.
Für jedes Opfer brannte eine weiße Kerze.(c) APA/dpa-Pool/Oliver Berg (Oliver Berg)

Neben Gauck waren unter anderen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU) und Regierungsvertreter aus Frankreich und Spanien nach Köln gekommen. Die Feierlichkeiten im Dom wurden auf eine Großleinwand auf dem Vorplatz des benachbarten Hauptbahnhofs sowie in eine nahe gelegene Kirche übertragen.

"Indem wir neben unseren leidenden Mitmenschen stehen bleiben, indem wir zueinanderstehen, entsteht zwischen uns ein Band des Mitleidens und Mittrauerns", sagte Gauck bei dem Staatsakt nach dem Gottesdienst. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte, das Mitfühlen und der Halt könnten den Schmerz nicht nehmen, aber die Hinterbliebenen sollten wissen: "Unser Herz ist und bleibt bei ihnen".

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte an die Angehörigen gewandt, jeder der Hinterbliebenen sei "auf ganz unterschiedliche Weise verzweifelt". "Bloße Worte, die sind zu schwach, Sie zu trösten." Aber die Gemeinsamkeit vieler Menschen in ihrer Trauer um die Absturzopfer solle den Angehörigen Trost sein "in diesen Stunden der Einsamkeit", unterstrich der Kardinal.

Bundespräsident Gauck ging in seiner Ansprache auch direkt darauf ein, dass der Germanwings-Airbus vom Copiloten absichtlich zum Absturz in den französischen Alpen gebracht worden sein soll. "Uns fehlen Worte für diese Tat", sagte Gauck. Er mahnte aber zugleich, dass auch seine Angehörigen einen Menschen verloren hätten.

(c) APA/dpa/Federico Gambarini (Federico Gambarini)

Daten werden synchronisiert

Bei den Untersuchungen des Absturzes arbeitet die französische Luftfahrt-Untersuchungsbehörde Bea gerade an der Analyse der Flugschreiber des abgestürzten Germanwings-Airbus. Derzeit würden die Daten des Stimmrekorders und des Flugdatenschreibers synchronisiert, sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch in Le Bourget. Bis zur Veröffentlichung eines ersten Berichts sei es "eine Frage von Wochen".

Darin wollen die Experten auf Basis der Blackbox-Daten präzise den Ablauf des Fluges schildern. "Wir arbeiten sehr intensiv, um ihn schnell zu veröffentlichen."

150 Opfer bei Absturz in den Alpen

Bei dem Absturz in den französischen Alpen waren am 24. März alle 150 Menschen an Bord gestorben. Der Copilot soll den Kapitän absichtlich aus dem Cockpit ausgeschlossen und das Flugzeug auf Sinkflug gebracht haben - dies hatten erste Analysen der Flugschreiber-Daten ergeben.

Die Untersuchungsbehörde Bea ist für die Sicherheitsuntersuchung zuständig, die nach jedem Flugzeugunglück üblich ist. Der Bericht über den Ablauf des Flugs ist dabei nur ein erster Schritt: Danach will die Behörde weiter die Schließmechanismen von Cockpittüren und das Prozedere zur Überprüfung der Flugtauglichkeit von Piloten unter die Lupe nehmen.

Die Identifizierung der Opfer dauert vermutlich noch gut sechs Wochen. Die französischen Ermittler hoffen, die nötigen Analysen bis Ende Mai abzuschließen, wie der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin sagte.

(APA/dpa)

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