Hinter Pirate Bay, der größten Tauschbörse im Internet, steht eine Organisation, die sich in Schweden auch als politische Kraft versucht.
Die Ehre, im Schwedischen Nationalmuseum für Technik und Wissenschaft ausgestellt zu werden, wird nicht jedem Computer zuteil. Auch das oben abgebildete Modell hätte wohl keine Chance gehabt, wäre es nicht vor Jahren bei einer Razzia der schwedischen Polizei gegen die umstrittene Internettauschbörse „The Pirate Bay“ beschlagnahmt worden. Für 243 Euro kaufte das Museum den unauffälligen Server kürzlich an. Er soll die Besucher fortan zum Nachdenken über das Urheberrecht anregen. Auf dem 2004 gegründeten Internetportal finden sich nämlich bis zu 1,6 Millionen Links zu urheberrechtlich geschützten Filmen, Musikstücken und Computerspielen. Geschätzte 25 Millionen Menschen nutzen die Infrastruktur der Seite, um diese Dateien gratis untereinander zu tauschen. Während die Unterhaltungsindustrie die Betreiber regelmäßig auf die Anklagebank zerrt, ist ihnen in ihrer Heimat der öffentliche Zuspruch sicher. Schließlich kennt Schweden die in Österreich bekannten Raubkopierer nicht. Wer sich dort die neuesten Filme aus dem Internet auf den eigenen Computer lädt, wird freundlich „Fildelare“ genannt. Zu Deutsch „Datenteiler“.
Geburtshelfer der Seite war Piratbyrån (Piratenbüro), eine Organisation, die sich dem Kampf gegen Copyright und geistiges Eigentum verschrieben hat. Mittlerweile sind die Copyright-Gegner auch in der politischen Arena zu finden. Die „Piratenpartei“ wird bei den Europawahlen im Sommer antreten. Umfragen zufolge ist der Einzug der Piraten ins Parlament nicht unwahrscheinlich. mac
ZUR SACHE
Name: The Pirate Bay
Mitglieder: bis zu 25 Millionen
Ihr Schatz: Wegweiser zu 1,6 Mio. urheberrechtlich geschützten Dateien [Reuters]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2009)