Heftiger Streit um Breitband-Turbo fürs Kupfernetz

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Die Telekom Austria will bis zum Ausbau des Glasfasernetzes die Vectoring-Technologie einsetzen und so mehr als eine Million Haushalte mit schnellem Breitband versorgen. Die Konkurrenz wehrt sich.

Wien. Ultraschnelles Internet auch ohne Glasfaserleitung – davon träumen nicht nur die Nutzer, sondern auch die Telekomfirmen, die damit noch mehr Kunden ins Netz holen wollen. Denn bis das Glasfasernetz flächendeckend ausgebaut ist, wird es noch dauern. Der Ausbau ist nämlich aufwendig und teuer und die erste Tranche der „Breitband-Milliarde“ beginnt erst Ende des Jahres zu fließen. Die Telekom Austria setzt deshalb in der Zwischenzeit auf „Vectoring“. Mit dieser Technologie lassen sich die guten, alten Telefon-Kupferkabel in den grauen Verteilerkästen beschleunigen.

Der Plan hat allerdings einen großen Haken: Alternative Telekomanbieter, allen voran Tele2 und UPC, die lange für den Zugang zu diesen Verteilern gekämpft und die Entbündelung zum Teil auch erreicht haben, müssten sich wieder zurückziehen und das Feld der Telekom Austria allein überlassen. Die Alternativen wollen sich aber naturgemäß nicht zurückziehen.

Sorge um Wettbewerb

„Vectoring funktioniert nur dann störungsfrei, wenn es einen Anbieter gibt“, erklärt Telekom-Regulator Johannes Gungl. Sonst komme es zu Störungen, weil Kupfer eine begrenzte Kapazität habe. Eine Rolle spiele auch die Distanz: Je kürzer der Weg zwischen Verteilerkasten und Wohnung, desto schneller sei die Übertragung.

Gungl ist nun am Zug, in dem Konflikt zu vermitteln. Was gar nicht so leicht ist, weil es gilt, 35 Parteien unter einen Hut zu bekommen. Während die Telekom Exklusivität fordert, gehen die Wünsche der Konkurrenten bis zu einem Verbot von Vectoring. Beides will die RTR nicht: Sie will auf jeden Fall den Wettbewerb bewahren – „dazu war die Entbündelung ein essenzieller Schritt“, sagt Gungl zur „Presse“. Gleichzeitig sollen langwierige Rechtsstreitigkeiten vermieden werden. Um Fakten auf dem Tisch zu haben, hat die RTR nun eine neue Marktanalyse gestartet, die unter anderem den Stand der Entbündelung aufzeigen soll. Gungl schätzt, dass von den 1450 Hauptverteilern der Telekom rund 350 geöffnet sind. Davon entfielen wiederum 95 Prozent auf Tele2 und UPC.

Für Gungl ist die virtuelle Entbündelung eine Lösung. Das hieße, dass die Konkurrenten nicht das Kupferkabel selbst, sondern Dienste übernehmen, die die Telekom anbietet. Natürlich gegen Gebühr. Dieser Weg werde auch in Deutschland diskutiert, so Gungl.

„Das ist ein gangbarer Weg“, sagt dazu Telekom-Sprecher Peter Schiefer. „Es geht letztlich um den Vorleistungspreis, wir wollen eine leichte Erhöhung.“ Das stoße bei den Konkurrenten natürlich nicht auf Gegenliebe.

Wo es keine Entbündelung gibt, setze die Telekom bereits Vectoring ein. Eine Entscheidung der RTR würde jedoch einen gewaltigen Schub möglich machen. „Wir könnten noch heuer für mehr als eine Million Haushalte die Datenübertragungsraten verdoppeln“, sagt Schiefer.

Für die Tele2 ist es wesentlich, dass „Wahlmöglichkeiten für Endkunden aus verschiedenen Anbietern“ erhalten bleiben, sagt Tele2-Chef Alfred Pufitsch. Das müsse „im regulatorischen und wettbewerbsrechtlichen Kontext“ sichergestellt werden. Für die Umsetzung werde daher ein koordiniertes Vorgehen wesentlich sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2015)

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