10 Jahre an der FP-Spitze: Strache will ''Geschichte schreiben''
Heinz-Christian Strache steht seit zehn Jahren an der Spitze der FPÖ. Seine Bilanz fällt "sehr positiv" aus - trotz vieler "harter Jahre".
30.12.2016 um 16:00
Am 23. April hat FP-Chef Heinz-Christian Strachedas 10-Jahres-Jubiläum seiner Obmannschaft begangen. Es seien "harte Jahre" darunter gewesen, bilanziert er. Insgesamt betrachtet er die Zeit aber als "sehr positiv". Bei der heurigen Wien-Wahl hofft Strache, mit dem "historisch besten Ergebnis Geschichte zu schreiben".
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Strache betont stets, seit seiner Obmannschaft sei die Partei "sauber". Immer wieder machen ihm aber Parteimitglieder zu schaffen. So hat der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufregung gesorgt - er will sich nach der Wahl zurückziehen. Und auch rassistische Umtriebe im Internet kleiner Funktionäre musste Strache immer wieder in der Öffentlichkeit - oft mit Trotz - rechtfertigen.
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Ernsthafte Konkurrenz an der Parteispitze braucht der FPÖ-Chef dennoch nicht zu fürchten. Sein berufsjugendliches Auftreten ist Markenzeichen, Strache rappt, sportelt, postet auf Facebook und streift durch Disco-Tempel. Und so beugen sich die traditionell eigenbrötlerischen Freiheitlichen letztendlich auch dann dem Wiener, wenn er diesen nach ihrer Landtagswahlniederlage die Autonomie entzieht.
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Bei der vergangenen Nationalratswahl im September 2013 kletterte Strache mit seinen Freiheitlichen deutlich über die 20-Prozent-Marke und schaffte damit sein adaptiertes Wahlziel. Von früheren Träumereien, die FPÖ 2013 mit einem Drittel der Stimmen an die Spitze der Wählergunst zu führen, hatte man sich nach dem Erscheinen Frank Stronachs auf der Politbühne schon länger verabschiedet. Auch das könnte sich bald wieder ändern.
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Strache versuchte sich schon im Wahljahr 2013 in neuer Rolle. Der FPÖ-Chef war nicht der zornige Angreifer, der sich mit plump ausländerfeindlichen Sprüchen in den Mittelpunkt zu schieben versuchte, sondern er gab sich als eine Art Liebesbringer. Dass sich hinter der "Nächstenliebe"-Kampagne ein Ausländer-Wahlkampf neuen Zuschnitts verbarg, hat der FPÖ wohl auch eher genutzt als geschadet. Für die anstehende Wien-Wahl im Herbst ist Ähnliches zu erwarten. Dennoch - im Hoffen auf eine aus FP-Sicht längst überfällige Regierungsbeteiligung - tritt immer öfter der schmeichelweiche Strache ans Licht.
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Strache wurde am 12. Juni 1969 in Wien geboren. Er besuchte die Handelsschule Weiss und schloss eine vierjährige Lehre als Zahntechniker ab. Kurz versuchte sich Strache auch an einem Geschichte-Studium an der Universität Wien. Das Studium brach er schnell wieder ab und gründete 1993 ein Zahntechnikunternehmen.
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Strache ist Mitglied der schlagenden deutsch-nationalen Burschenschaft "Vandalia", deren Traditionen er sich gerne bedient. Nachdem er sich 2004 von einem Salzburger Arzt beleidigt fühlte, forderte er ihn zum Säbelduell mit stumpfen Klingen heraus.Bild: FPÖ-Chef Heinz Christian Strache im Rahmen des Balles des Wiener Korporationsringes (WKR) in der Hofburg in Wien am Freitag, 17. Jänner 2012
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Bereits 1991 wurde Strache Wiener FPÖ-Bezirksrat, 1996 kam er in den Gemeinderat, 1999 war er Landeswahlleiter im Nationalratswahlkampf. Im Jahr 2001 wurde er stellvertretender Klubobmann im Rathaus, 2002 Landesobmann-Stellvertreter. Im März 2004 erfolgte der erste große Karrieresprung: Der damals 34-Jährige löste Hilmar Kabas als FP-Landesparteiobmann in Wien ab.
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Als sich 2005 die Partei spaltete und die FPÖ-Minister der schwarz-blauen Koalition zu Jörg Haiders BZÖ überliefen, war Straches Stunde gekommen. Er wurde auf einem Sonderparteitag zum neuen FPÖ-Obmann gewählt. Sein Verhältnis zu Haider blieb bis zu dessen Unfalltod getrübt. Strache war unter anderem einer der Antreiber des berüchtigten Delegiertentreffens in Knittelfeld (am 7. September 2002 fand ein außerordentlicher Parteitag statt, tags darauf traten FP-Obfrau Susanne Riess-Passer, Klubchef Peter Wesenthaler und Finanzminister Karl-Heinz Grasser ab; die erste FPÖ-ÖVP-Koalition auf Bundesebene zerbrach) und hatte dort jeden Kompromiss abgelehnt.
Seit Straches Antritt als Wiener und als Bundes-Obmann klettern die Freiheitlichen in der Wählergunst wieder unermüdlich nach oben. Hätte er nicht die Kärntner Freiheitlichen ins Boot geholt, könnte der FP-Chef sogar guten Gewissens sagen, dass seine FPÖ mit den Korruptionsaffären der vergangenen Jahre nichts zu tun hatte. Beim Wähler hat aber auch das Kärntner Problem sichtlich nicht wirklich geschadet.
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Strache ist Vater zweier Kinder. Der gläubige Katholik ließ sich 2009 firmen - um später mit einem Kreuz in der Hand für die Erhaltung des Abendlandes zu predigen.
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Zuletzt sorgte der FP-Chef auch mit mit skurrilen Facebook-Postings und offenem Kokettieren mit Verschwörungstheorien für Schlagzeilen. So wollte er in einem Interview mit "News" nicht beurteilen, ob "Chemtrails" (Chemikalien, die angeblich in der Atmosphäre via Flugzeugen verbreitet und etwa zur Beeinflussung des Wetters oder für militärische Zwecke dienen sollen) tatsächlich existieren. Er betonte aber: "In manchen Bereichen gibt es keine Verschwörungstheorie, sondern eine Praxis."
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