Kredite: Franken-Schulden sinken

(c) imago/Christian Ohde (imago stock&people)
  • Drucken

Österreichische Häuslbauer saßen zum Jahresende auf aushaftenden Franken-Krediten im Volumen von knapp 25 Mrd. Euro.

Wien. Schweizer-Franken-Kredite galten viele Jahre lang als das vermeintliche Nonplusultra der Fremdwährungsfinanzierung. Doch spätestens mit der Finanzkrise erlebten Österreichs Kreditnehmer ihr blaues Wunder. Die Aktienkurse stürzten ab, und die Flucht in den sicheren Franken begann, was die Kreditschuld der Verbraucher in die Höhe trieb.

Die Finanzmarktaufsicht sah schließlich nicht mehr länger zu. Im Herbst 2008 verhängte sie einen Neuvergabe-Stopp. Seither ist das Volumen an Fremdwährungskrediten (wechselkursbereinigt) um 22,3 Mrd. Euro oder 47,5Prozent zurückgegangen. Das nominell aushaftende Volumen belief sich Ende 2014 auf 24,6 Mrd. Euro.

Der Fremdwährungsanteil an allen Krediten, die an private Haushalte vergeben wurden, sank zum Jahresende im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,4 Prozentpunkte auf 18,3Prozent. Auf dem Höhepunkt des Fremdwährungsbooms lag der Wert noch bei knapp 32Prozent. Die Zahl der Haushalte mit einem Fremdwährungskredit ist von 270.000 (2008) auf nun knapp 150.000 zurückgegangen. Der größte Anteil der Fremdwährungskredite, nämlich rund 80Prozent, war endfällig vereinbart. Das bedeutet, dass der gesamte Kredit erst am Ende der Laufzeit zurückbezahlt werden muss. Regelmäßig getilgt werden nur die Zinsen. Rund zwei Drittel der Fremdwährungskredite haben noch eine Restlaufzeit von bis zu 15 Jahren, rund 41Prozent laufen noch bis zu zehn Jahre.

Stop-Loss wirkte nicht

Womit die Österreicher nach der Finanzkrise nicht mehr rechneten: dass es noch einmal drunter und drüber gehen kann. So geschehen am 15.Jänner, als die Schweizer Nationalbank die Euro-Mindestbindung aufhob. Das Franken-Kredit-Volumen hat sich seither wieder erhöht, und zwar um knapp fünf Mrd. Euro. Damals wurden Stop-Loss-Orders ausgelöst. 1800 Franken-Darlehen im Volumen von 365 Mio. Euro waren davon betroffen. Die Stop-Loss-Orders waren zur Risikobegrenzung abgeschlossen worden, konnten diese Funktion aber großteils nicht erfüllen.

Geschädigte Kreditnehmer haben nach Ansicht der Konsumentenschützer nun potenziell Ansprüche gegenüber ihren Banken. Sowohl die Arbeiterkammer als auch der Verein für Konsumenteninformation haben bereits Aktionen für Stop-Loss-Geschädigte gestartet. Vor einigen Tagen wurde eine erste Klage eingebracht. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SWITZERLAND EXCHANGE RATE
Home

FMA: Stopp-Loss-Orders bei 1800 Frankenkrediten ausgelöst

Die Stopp-Loss-Orders wurden zur vermeintlichen Risikobegrenzung abgeschlossen. Der durchschnittlicher Konvertierungskurs lag bei 1,01.
SWITZERLAND EXCHANGE RATE
Mein Geld

Frankenkredite: Erste Klage gegen Bank wegen Stopp-Loss-Order

Das Instrument hätte vor Währungsverlusten schützen sollen. Der Klage zufolge, die sich gegen die Hypo Bank Burgenland richtet, wirkten die Stop-Loss-Aufträge stattdessen als "Brandbeschleuniger".
The Swiss National Bank building is seen in Bern
International

Banken bieten Kreditnehmern „Rückkehr“ an

Wer durch Stopp-Loss-Order verloren hat, kann Kredit wieder in Franken wechseln.
Schweizer Franken und Euro Beendigung des Franken Mindestkurses zum Euro
Geldanlage

Wenn der Stopp den „Loss“ nicht verhindert

In Crash-Situationen funktionieren Stop-Loss-Orders nicht. Da bringt eine Absicherung mit Derivaten mehr.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.