Müll löst sich quasi in Luft auf

Energie. Biogasanlagen verwandeln Müll in grüne Energie – eine Alternative zu fossilen Energieträgern. Das Projekt „bin2grid“ fördert die Verbreitung dieser Anlagen in Europa.

Wäre es nicht schön, wenn sich unser Müll einfach so in Luft auflösen würde? Wenn auch nicht in Luft, so zumindest zu Gas lösen sich Abfälle im Projekt „bin2grid“ auf, das frei übersetzt „Mistkübel ins Gasnetz“ bedeutet. Das Horizon 2020 Forschungsprojekt wird im Rahmen von Güssing Energy Technologies (GET) mit internationalen Partnern durchgeführt.

„Innerhalb der nächsten drei Jahre werden wir in den Teststädten Paris in Frankreich, Malaga in Spanien, Zagreb in Kroatien und Skopje in Mazedonien jeweils Biogasanlagen errichten“, erklärt GET-Geschäftsführer Richard Zweiler.

Österreich hat Vorreiterrolle

Das Projekt will die Verbreitung von Biogasanlagen in Europa fördern, den Know-how-Transfer ausbauen und vor allem zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung beitragen: „Zwar wurden in den letzten 20 Jahren zahlreiche Biogasanlagen in Europa gebaut. Auch in Österreich und Deutschland, die in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnehmen. Dennoch bestehen viele Barrieren für eine weitere Verbreitung dieser Technologie“, so Zweiler.

Das liegt seiner Meinung nach daran, dass diese Anlagen und ihre Funktionsweise einen Pioniercharakter aufweisen. Und aus diesem Grund seitens der Bevölkerung relativ unbekannt sind.

„Biogas ist gegenüber fossilen Energieträgern ökonomisch und technologisch sinnvoll, da es ein erneuerbarer Energielieferant ist. Der ökologische Fußabdruck ist besser“, sagt Zweiler. Da die Entwicklung der Gaspreise nicht einzuschätzen ist und Erdgas immer teurer wird, ist die mit dem Projekt verbundene Unabhängigkeit von Biogas ein weiterer maßgeblicher Vorteil.

Jährlich landen pro Kopf mehr als 100 Kilogramm Lebensmittel im Biomüll österreichischer Haushalte. Das muss nicht sein, da diese Abfälle – anstatt vergeudet – als Energiequelle nachhaltig wiederverwendet werden können: „Indem sie in einer biologischen Vergasungsanlage vergärt werden, um daraus Biogas zu erzeugen. In einer Aufbereitungsanlage wird in einem weiteren Schritt Erdgas, spricht Biomethan, produziert“, sagt Zweiler, für den dieses Verfahren die Lösung mit den besten Rahmenbedingungen darstellt.

Aus Biogas wird Kraftstoff

Die Technik sei wirtschaftlich und schon seit Jahren ausgereift und könne deshalb sofort umgesetzt werden. In den Zielregionen sind bereits Erdgas-Firmenflotten in Betrieb, welche den umweltfreundlichen Kraftstoff zukünftig nutzen sollen und diese Länder zu Leuchttürmen im Bereich der Biogasproduktion machen.

GET ist Mitglied im Forschungsverband Austrian Cooperative Research (ACR). Da die beteiligten Projektkonsortien bei Errichtung dieser Anlagen auch beraten werden, trägt „bin2grid“ im weiteren Sinne auch zur Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft bei. Und zur Akzeptanz grüner Bio-Energie aus Abfall. (mfw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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