Sie wollen doch nur spielen – und lernen

Sparkling Science. Schüler entwerfen eigene Spiele zu den Themen Gesellschaft und Informatik. Das festigt Schulinhalte und eröffnet der Lernspielforschung neue Perspektiven.

Kinder und Jugendliche lieben Computerspiele. Sie bevorzugen die Verkaufsschlager, in denen zumeist Fußball oder Krieg gespielt wird. Es gibt zwar sehr viele Lernspiele auf dem Markt, sie kommen aber bei der Zielgruppe nicht immer gut an. Die pädagogisch wertvollen können mit den kommerziell ausgerichteten Spielen einfach nicht mithalten. Das liegt aber nicht nur am Budget. Die größte Schwierigkeit besteht darin, die Lernspiele zu vereinfachen, ohne dabei den Spaßfaktor zu eliminieren.

Im Sparkling-Science-Projekt „Sparkling Games“ soll genau das passieren. Wiener Schüler des Bertha-von-Suttner-Schulschiffs, der HAK/HAS und der HTBLVA Spengergasse entwickeln im nächsten Schuljahr eigene Spiele. „Dabei können wir Forscher herausfinden, welche Art von Spielen für Jugendliche interessant sind und welche Spielmechaniken sie bevorzugen. Durch diesen Bottom-up-Zugang profitieren künftige Spielentwickler“, sagt Fares Kayali, Projektleiter und Mitarbeiter am Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschng der TU Wien.

Die Lehrer geben zwar die grobe Zielrichtung vor – die Spiele sollen sich mit Gesellschaft und Informatik beschäftigen – aber die Schüler finden ihre eigenen Themen. Diese recherchieren sie zunächst in bereits vorhandenen Lernspielen, aber auch in kommerziellen Spielen: „In beinahe jedem Spiel lassen sich gesellschaftlich relevante Themen finden, etwa wenn es um die Privatsphäre, das Cybermobbing oder die uneingeschränkte Datensammlung im Netz geht“, sagt Kayali. Sind die Ideen der Schüler ausgereift, entwickeln sie im nächsten Schritt eigene Lernspiele: „Aber es muss sich nicht unbedingt um Computerspiele handeln. Die Schüler können auch analoge Karten- oder Brettspiele gestalten, wenn sie das bevorzugen.“

Am Ende profitieren nicht nur die Forscher von den neuen Perspektiven der Schüler. Spiele zu entwickeln und umzusetzen sei lehrreicher, als sie zu spielen, denn: „Bevor die Schüler die Inhalte in ein Design verpacken, müssen sie ganz genau verstehen worum es bei ihren Themen geht“ sagt Kayali. Das ist die Hypothese hinter dem Projekt. Das Ziel ist es, dass die Schüler Spiele mit Lerninhalten entwickeln, die zugleich Spaß machen und die sie 2016 bei der Game City im Wiener Rathaus präsentieren können. (por)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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