Bilaterales. Die grüne Insel emanzipierte sich durch die EU von Großbritannien.
Dublin/Wien. Irland trat am 1. Jänner 1973 gleichzeitig mit Großbritannien der damaligen EG bei. Doch in den Jahren danach verfolgte Dublin eine deutlich andere Politik als London. Irland profitierte sehr stark von der EU-Regionalförderung und erlebte durch den Beitritt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Während die britische Regierung von Beginn an gegen die Gründung einer Gemeinschaftswährung auftrat, zählte Irland zu jenen EU-Ländern, die als erste den Euro übernahmen und für eine Weiterentwicklung der Union eintraten.
Der Euro und die Möglichkeit, die der europäische Binnenmarkt bot, trugen zu einer Emanzipation Irlands von der britischen Insel bei. War die Abhängigkeit im Handel mit Großbritannien groß gewesen und hatte die Bindung vom irischen Pfund an das britische Pfund 150 Jahre lang die Souveränität eingeschränkt, trugen der EU-Beitritt und die Übernahme des Euro zu mehr Eigenständigkeit bei. Irland hat eine deutlich andere Erfahrung gemacht als viele europäische Länder. Die EU-Mitgliedschaft hat die Selbstständigkeit nicht eingedämmt, sondern sogar erhöht. Mittlerweile ist die EU-Stimmung aber weniger euphorisch. Ab 2008 erlebte Irland eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise. (wb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)