Sechs Wochen vor der Entscheidung über seine Zukunft meldet Möbelhersteller Bene 127 Mitarbeiter zur Kündigung an. Kein Zufall.
Wien. Der niederösterreichische Büromöbelhersteller Bene gab gestern bekannt, 127 Mitarbeiter zur Kündigung beim AMS angemeldet zu haben.
Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist seit einigen Jahren äußerst prekär. 2012 wurde deshalb der Sanierer Rudolf Payer als Finanzvorstand geholt. Er sah sich alsbald nach Investoren um und stieß auf Erhard Grossnig und Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Sie wollen insgesamt 90 Prozent der Aktien übernehmen und so das Unternehmen retten.
Doch so weit ist es noch nicht. Im Zuge einer außerordentlichen Hauptversammlung müssen die Aktionäre am 8. Juni über den geplanten Deal abstimmen: Er sieht einen Kapitalschnitt mit einer Herabsetzung des Grundkapitals auf rund 1,9 Mio. Euro vor. Gleichzeitig sollen 18 Millionen an frischem Kapital eingeschossen werden, die dann in neuen Aktien ausgegeben werden.
Kleinanleger entscheiden
Grossnig und Bartenstein kommen aber nur zum Zug, wenn 75 Prozent der Aktionäre sich mit dem Vorhaben einverstanden erklären. Ob diese Mehrheit zustande kommt, ist offen. Die Bene-Privatstiftung hält 42,5 Prozent der Anteile, der Rest befindet sich in Streubesitz. Und viele der Kleinaktionäre empört das vorgelegte Anbot, das den Kurs der Aktie Ende März schlagartig von 40 auf 26 Cent sinken ließ. Überdies planen die Investoren, die Kleinanleger insgesamt mit nicht mehr als zwei Millionen Euro abzufinden. Das entspricht einem Kurs von acht oder vierzehn Cent pro Aktie – je nachdem, ob die Bene-Stiftung auf ihre Abfindung verzichtet oder nicht.
Wilhelm Rasinger, der Präsident des Interessenverbands für Anleger, schäumt: „Die Kleinaktionäre, die an den Fehlentscheidungen nicht mitgewirkt haben, sollen jetzt am meisten beschnitten werden. Auch jene, die die Verantwortung tragen, müssen ihren Beitrag leisten. Wenn man nicht bereit ist, die Kleinanleger ordentlich zu behandeln, ist am 8. Juni mit massivem Widerstand zu rechnen.“
Ob das Bene-Management sich deshalb gerade jetzt dazu entschlossen hat, die Kündigungspläne bekannt zu geben? Der Druck auf die Aktionäre wird damit nicht geringer. „Ohne Einstieg eines Investors ist eine nachhaltige Lösung nicht gegeben. Wir brauchen einen Investor“, sagte Payer am Freitag gegenüber der APA. Was nichts anderes heißt, als dass eine Insolvenz das Alternativszenario zu einer geplatzten Übernahme wäre. 850 Mitarbeiter, 600 von ihnen in Österreich, fürchten also um ihren Job.
Die Ad-hoc-Meldung stehe in keinem zeitlichen Zusammenhang mit der baldigen Hauptversammlung, sagt eine Bene-Pressesprecherin der „Presse“ – und gibt sich optimistisch und mahnend zugleich: „Die Hauptaktionäre stehen voll hinter dem Plan (Anm.: Gemeint ist der Einstieg der Investoren). Den Kleinaktionären ist schon bewusst, wo wir stehen. Wir gehen davon aus, dass das Anbot mit Mehrheit angenommen wird.“
Nüchtern betrachtet, ist der Zeitpunkt der Kündigungsanmeldungen beim AMS mit Bedacht gewählt und eine Vorsichtsmaßnahme. Nach dem Arbeitsmarktförderungsgesetz müssen zwischen der Anzeige und der Auflösung der Dienstverhältnisse mindestens 30Tage vergehen. Diese Frist besteht auch im Falle eines Konkurses. Sollte also doch der schlimmste Fall eintreten und Bene in den nächsten Wochen pleitegehen, könnte sich der Insolvenzverwalter sofort von 127 Mitarbeitern trennen – und der Masse damit viel Geld sparen.
AUF EINEN BLICK
Der niederösterreichische MöbelherstellerBene kämpft seit Langem mit großen wirtschaftlichen Problemen. Die Investoren Erhard Grossnig, dessen Austro-Holding auch am Büromöbelhersteller Neudörfler beteiligt ist, und Martin Bartenstein wollen nun Kapital zuschießen und 90 Prozent des börsenotierten Unternehmens übernehmen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)