"Nachtwölfe": Moskaus Regierung wirft Berlin Diskriminierung vor

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ITAR TASS SEVASTOPOL CRIMEA RUSSIA AUGUST 9 2014 Alexander Surgeon Zaldostanov president of Nimago/ITAR-TASS
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Allen Protesten aus Polen und Deutschland zum Trotz waren am Samstag die Biker in Moskau aufgebrochen.

Ein deutsches Einreiseverbot für Mitglieder des russischen Rockerclubs "Nachtwölfe" stößt in Moskau auf Kritik. Die Regierungspartei Geeintes Russland warf den deutschen Behörden eine politische "Diskriminierung" der Gruppe vor, die mit einer Motorradtour nach Berlin an den 70. Jahrestag des Kriegsendes erinnern will.

Die Biker waren am Samstag in Moskau aufgebrochen - allen Protesten aus Polen und Deutschland zum Trotz. Polen will sie nicht über die Grenze lassen. Aus deutschen Regierungskreisen verlautete: "Führenden Mitgliedern der Nachtwölfe wird die Einreise nach Deutschland verweigert, unter Vorspiegelung falscher Tatsache erschlichene Visa wurden annulliert."

"Die Entscheidung zeigt ganz klar, dass sie im Zusammenhang steht mit der patriotischen Grundhaltung, die Mitglieder des Biker-Clubs einnehmen", kritisierte der russische Parlamentsabgeordnete Franz Klinzewitsch. Die Rocker würden dafür bestraft, dass sie die Politik von Präsident Wladimir Putin unterstützten, meinte der Politiker der Agentur Interfax zufolge.

30 Mitglieder werden in Berlin erwartet

Trotz Einreiseverboten für Deutschland und Polen brachen dutzende Mitglieder des ultranationalistischen russischen Motorradclubs am Samstag in Moskau zu ihrem umstrittenen Weltkriegs-Korso auf. "Nach Berlin!", riefen die Biker in Anlehnung an den Schlachtruf der Roten Armee, als sie unter ohrenbetäubendem Getöse zu ihrer Tour durch Mitteleuropa starteten. Es wird erwartet, dass letztlich etwa rund 30 Mitglieder des kremlnahen Clubs tatsächlich in Berlin eintreffen.

Bei ihrer Abfahrt in der russischen Hauptstadt schwenkten sie rote Fahnen mit Stalin-Porträts und dem Rote-Armee-Slogan "Für das Vaterland! Für Stalin!" Angeführt wurde die Kolonne von dem Clubgründer Alexander Saldostanow. "Wenn sie uns nicht alle zusammen einreisen lassen, dann kommen wir eben einer nach dem anderen von unterschiedlichen Orten aus", kündigte Saldostanow an. Er selbst wartet noch auf ein Visum für den Schengenraum.

"Wir haben keine Angst vor dem Empfang, den man uns in Berlin bereiten wird", sagte Rocker Alexej Wereschtschjagin aus dem ostukrainischen Luhansk, wo er an der Seite der prorussischen Rebellen gegen die ukrainischen Regierungstruppen kämpft. "Auch unsere Großeltern hatten keine Angst."

Die "Nachtwölfe" wollen aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6.000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa nachfahren. Am 9. Mai, dem Tag der Kapitulation Nazi-Deutschlands, soll die Tour in Berlin enden. Unterwegs wollen die Biker auch das von der Roten Armee befreite NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen. Nach Veranstalterangaben geht es darum, "diejenigen zu ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind".

Putin bezeichnet "Nachtwölfe" als Freunde

Der kurz vor Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 gegründete Bikerclub zählt heute rund 5.000 Mitglieder. Die Biker waren bereits kurz nach der Annexion durch Russland auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim unterwegs. Einige unterstützen zudem die prorussischen Rebellen in der Ostukraine. Die "Nachtwölfe" zeigen sich regelmäßig an der Seite von Russlands Präsident Wladimir Putin, der diese als "Freunde" bezeichnet.

200 Mitglieder eines anderen Motorradclubs gedachten bereits am Samstag im Norden Polens der getöteten Soldaten der Roten Armee. Eskortiert wurden sie von der Grenze aus von der polnischen Polizei. An einer Gedenkzeremonie in Braniewo nahmen auch der russische Botschafter und der Gouverneur der Region Kaliningrad teil.

(APA/dpa/AFP)

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