Die Warnschildkröte und der Imperativ

(c) AP (Mahesh Kumar A)
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Sprache ist ein unglaublich schönes Spielzeug. Keine Anschaffungskosten, hoher Unterhaltungswert und nach dem Spielen muss man auch nicht alles wieder aufräumen.

Man kann allein mit ihr spielen, sich aber auch gemeinsam dem Vergnügen hingeben. Und noch dazu gibt es unzählige verschiedene Spielarten. Sehr beliebt ist etwa das Spielen mit einer Bedeutungsverschiebung, wenn in Tiernamen ein Imperativ verborgen ist. „Glüh, Würmchen!“ oder „Sing, Vogel!“ sind klassische Beispiele dafür. Mit ein bisschen Fantasie entdecken Sie auch im Rollmops einen Befehl an den kleinen, doggenartigen Hund, sich am Boden zu wälzen. Aber ob ein Hirsch tatsächlich der Aufforderung nachkommt, durch hohen Innendruck zu explodieren (Auf Platzhirsch sind Sie jetzt schon von selbst gekommen, oder?), ist zu bezweifeln.

Ein herrliches Spiel bietet auch die Beschäftigung mit zusammengesetzten Substantiven. Vor allem dann, wenn zwei Komposita zu einem Nonsenswort verbunden werden. Da begegnet uns dann der Kurvendiskussionsleiter, wird ein Blick auf eine Grenzbalkengrafik geworfen oder die Strohfeuerwehr alarmiert. Irgendwo zwischen Zoologie und Straßenverkehrsordnung treffen wir auf die Warnschildkröte oder das Zebrastreifenhörnchen. Und sollte die katholische Kirche auf die Idee kommen, einen Action-streifen zu drehen, würde der Protagonist wohl mit einem Heiligenscheinwerfer durch das Bild laufen. Versuchen Sie es einfach mal. Man glaubt gar nicht, wie schnell sich Erfolgserlebnisse einstellen.

Zu guter Letzt noch ein Spiel, das auf mangelnden Englischkenntnissen basiert. Lesen Sie englische Wörter einfach so, wie sie auf Deutsch klingen würden. Damit verabschiede ich mich. File busy.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2009)

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