"Game of Thrones": Staffel fünf, Folge drei

Sansa und Littlefinger auf dem Weg nach Winterfell
Sansa und Littlefinger auf dem Weg nach Winterfell(c) HBO/HELEN SLOAN
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"High Sparrow" geht weit über die Bücher hinaus – zumindest im Norden. Die Folge zeigt auch, wie benachteiligt Frauen im Ränkespiel um Westeros' Thron sind. Und wir sehen die vielleicht glücklichste Hochzeit der "Game of Thrones"-Geschichte.

SPOILERWARNUNG: Ich blogge wieder zu jeder neuen "Game of Thrones-Folge und verrate Details zur Handlung. Bitte hinterlassen Sie in den Kommentaren keine Spoiler, die die Handlung über diese Folge hinaus verraten.

Sansa Stark war immer ein bisschen eine problematische Figur in "Game of Thrones". Als eine Gefangene am Königshof war ihr Handlungsspielraum extrem beschränkt, sie konnte nur reagieren, nicht agieren. Nach ihrer Flucht mit Petyr "Littlefinger" Baelish wurde das ein wenig besser, sie blieb aber weiterhin eine Ausgelieferte. In der dritten Folge der fünften Staffel, "High Sparrow", trifft Sansa nun eine eigene Entscheidung: Sie nimmt den Hochzeitsantrag der Boltons an. Dieser Handlungsstrang geht weit über die Bücher hinaus, wo Sansa immer noch in The Vale of Arryn weilt.

"We can't hold the North with terror alone"

Vater und Sohn Bolton sind die derzeit wohl grausamsten Figuren in der "Game of Thrones"-Welt: Vater Roose persönlich erstach bei der "Red Wedding" Sansas Bruder Robb. Sein Sohn Ramsay, nunmehr legitimer Sohn und nicht mehr der "Bastard of Bolton", kastrierte Theon Greyjoy und – das sieht man in der Folge erneut – zieht wahnsinnig gerne Menschen bei lebendigem Leibe die Haut ab. Er soll Sansas Bräutigam werden.

"Welcome home, Lady Stark"

Das Motiv für Sansas Einwilligung ist kein anderes als Rache. "There is no justice in this world. Not unless we make it", weiß Littlefinger. "You loved your family. Avenge them." Aber wie? Soll sie Ramsay in der Hochzeitsnacht erstechen? Ich habe das Gefühl, Sansa kann (noch) nicht abschätzen, worauf sie sich einlässt. Ramsay verspricht zwar, ihr nie weh zu tun, nur kann ein Psychopath wie er solche Versprechen nicht halten.

Aber Sansa ist eine Stark und der Norden steht loyal zu ihr. Wie sie durch Winterfell – ihre Heimat – wandert, sich ansieht, was sich verändert hat, das ist rührend. Und wie ihr eine alte Frau (war das Old Nan?) sagt: "Welcome home Lady Stark. The North remembers." Ganz sicher auch die Red Wedding.

"All my life I wanted to be Jon Stark"

Der Norden ist schwer zu beherrschen, das haben wir in den letzten Folgen schon einige Male gehört. Auch Stannis Baratheon hätte gerne einen Stark, aber Jon ist stur und ehrenhaft wie sein Vater, egal wie sehr er seinen Nachnamen in Stark ändern wollte. Davos Seaworth gibt dem frisch gewählten Lord Commander of the Night's Watch etwas zum Nachdenken: "As long as the Boltons rule the North, the North will suffer."

Als Lord Commander wirkt Jon irgendwie wieder jünger – und leicht überfordert. Seinen Intimfeind Ser Alliser Thorne macht er zum First Ranger, und der wirkt nicht einmal unzufrieden. Jon will Stärke zeigen. Ser Janos Slynt macht er einen Kopf kürzer, weil er seine Befehle missachtet. Es ist Jons erste Exekution, so weit ich weiß. Das erinnert mich nicht nur an die allererste Folge, in der Ned Stark eine Todesstrafe exekutierte, sondern vor allem an Robb Stark, der Rickard Karstark enthauptete und damit auch sein Ende einleitete. Ob Jon nur Stärke demonstrieren wollte oder weiß er, dass Slynt einst seinen Vater betrogen hat, weil er sich auf die Seite von Königin Cersei schlug?

Beginn einer glücklichen Ehe? Tommen und Margaery
Beginn einer glücklichen Ehe? Tommen und Margaery(c) HBO

Vier Mal in der Hochzeitsnacht

Cerseis Handlungsspielraum schränkt sich zunehmend ein. Jetzt nimmt ihr Margaery sogar ihren Sohn weg. Die Hochzeit zwischen Tommen und Margaery ist die vielleicht glücklichste, die wir bisher gesehen haben. Tommen strahlt – auch in der Hochzeitsnacht nach dem Vollzug der Ehe. Interessant hierbei: Tyrion vollzog die Ehe mit Sansa nicht, weil sie ihm mit 14 Jahren zu jung war – und die amerikanischen Zuseher sicher entsetzt gewesen wären. Tommen kann kaum älter sein, hier bleibt der Schock aber aus.

Westeros ist ja doch eine ziemlich männerdominierte Welt, das sieht man an Cersei. Wäre sie ein Mann, könnte sie ihren Vater beerben. So muss sie aufpassen, ihre Würde nicht zu verlieren, vor allem im Umgang mit Margaery. Keine kann netter gemein sein als sie. Das "Nice-Off" zwischen den beiden ist jedenfalls großartig.

Cersei setzt auf Religion als Mittel, um sich an der Macht zu halten. Der "High Sparrow", der Quasi-Leiter der Quasi-Franziskaner der dominanten Religion in King's Landing "Faith of the Seven" wird ein unberechenbarer Partner sein (ich erwarte viel vom britischen Schauspieler-Grandseigneur Jonathan Pryce). "Hypocrisy is a boil", sagt er. Aber wer bestimmt, wie dieses "Geschwür Scheinheiligkeit" zu behandeln ist? Seine "sparrows" wirken jedenfalls recht fanatisch.

"There is only one god"

Religion wird ein wichtigeres Thema in der fünften Staffel. Arya wundert sich im "House of Black and White" (von drinnen noch trister als von draußen) über die Statuen verschiedener Gottheiten. "There is only one god. A girl knows his name. And all men know his gift", weiß Jaqen H'ghar. Es geht um den Tod in diesem Haus. Um Sterbehilfe, Leichenwaschen und um die Aufgabe des eigenen Ich.

Aber wenn Arya ihre Individualität verlieren muss, um einer der "faceless men" zu werden, läuft sie dann nicht Gefahr, ihre Menschlichkeit zu opfern? Sie tut gut daran, ihr Schwert Needle nicht wie all ihre anderen Besitztümer ins Meer zu werfen, sondern es zu verstecken.

Wiedersehen mit Ser Jorah

Auch Tyrion wird Zeuge religiösen Eifers, als er in Volantis eine rote Priesterin beobachtet. Ähnlich wie Volantis habe ich mir das Paris des 18. Jahrhunderts vorgestellt, als ich "Das Parfum" gelesen habe. Zumindest architektonisch. Die Menschen in Volantis sind Sklaven, eingeteilt in ein Kastenwesen. Auch – oder vor allem – die Prostituierten, darunter ein Daenerys-Lookalike.

Dass Tyrion damit ein Problem zu haben scheint, macht ihn einmal mehr sympathisch. Wenig klug war es von ihm, unbedingt ins Bordell gehen zu wollen. Seine Entführung hat sich angekündigt. Der Mann, der ihn entführt, ist übrigens niemand anderes als Ser Jorah Mormont. Aber wen meint Mormont, wenn er sagt "I'm taking you to the Queen"? Daenerys, bei der er in Ungnade gefallen ist? Oder doch Cersei, die ihn tot sehen will?

Sonst: Brienne will Stannis töten. Podrick wird endlich ausgebildet. Der Mountain-Frankenstein zuckt.

Religion in "Game of Thrones"

Die wichtigsten Glaubensrichtungen:

  • Faith of the Seven: In King's Landing, auch bekannt als The New Gods
  • The Old Gods: Im Norden, hier wird zu einem Weirwood Tree gebetet
  • R'hollor: Wird von den Roten PriesterInnen und ihren Anhängern verehrt
  • Drowned God: Bei den Iron Islands (Familie Greyjoy), hier wird man als "Taufe" ertränkt und dann wiederbelebt

Aufgefallen:

  • Weil Tyrion die Ehe mit Sansa nicht vollzogen hat, ist sie quasi ungültig. Schade.
  • Roose Bolton hat eine junge, fruchtbar aussehende Ehefrau (eine Frey). Wenn sie ein Kind kriegen, erbt dann Ramsay als ältester Sohn trotzdem, obwohl er erst nachträglich legitimiert wurde?

Zitate der Woche

  • Roose Bolton: "The best way to forge a lasting alliance isn’t by peeling a man’s skin off. The best way is by marriage."
  • Jon Snow: "I heard it was best to keep your enemies close."
  • Stannis Baratheon: "Whoever said that hasn't had many enemies. "
  • Die letzten Worte von Janos Slynt: "I am afraid. I have always been afraid."

Nachtrag: Interessantes Interview mit Tommen-Darsteller Dean-Charles Chapman (16) über die "verstörende" Liebesszene mit Margarey-Darstellerin Natalie Dormer (33): mtv.com

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>> Zum Blog von Folge eins "The Wars to Come"

>> Zum Blog von Folge zwei "The House of Black and White"

>> "Game of Thrones"-Episodenblog

Redaktioneller Hinweis: Die aktuellen "Game of Thrones"-Folgen werden dem Autor vom Sender Sky zur Verfügung gestellt, der die Serie in Österreich zeigt. 

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