Deutsche Bank enttäuscht Anleger

Jain and Fitschen, co-CEOs of Deutsche Bank, address a news conference in Frankfurt
Jain and Fitschen, co-CEOs of Deutsche Bank, address a news conference in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Am Montag präsentierte das größte deutsche Finanzinstitut seine seit Langem erwartete neue Strategie. Die Börse reagiert enttäuscht. Zu spät und zu gering seien die Änderungen, heißt es.

Wien. Vier Monate lang haben die beiden Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, darüber beraten. Am Montag war es endlich so weit: Das größte deutsche Finanzinstitut präsentierte seinen lange erwarteten strategischen Umbau. Dass es nicht die ganz große Lösung werden wird, also die Trennung der Bank in einen Investment- und einen Retail-Bereich, war bereits in den vergangenen Wochen durchgesickert. Trotzdem waren die Anleger über das Ausmaß der Neuausrichtung enttäuscht. Zu wenig und auch viel zu spät, so der Widerhall an den Börsen. Hinzu kommt, dass weiterhin Details fehlen. Die Aktie der Deutschen Bank fiel schlagartig um sechs Prozent und pendelte sich schlussendlich bei einem Minus von gut vier Prozent ein.

„Wir werden nicht mehr versuchen, alles für jeden zu sein“, so Fitschen am Montag in Frankfurt. Dennoch wolle das Institut weiterhin eine Universalbank bleiben, die für Privatkunden, Unternehmen und den Finanzmarkt Angebote im Talon hat. Dieser Anspruch führt im Endeffekt wohl auch zu der von der Börse empfundenen Unentschlossenheit bei den geplanten Maßnahmen.

Konkret will die Deutsche Bank 200 der rund 750 Filialen weltweit bis zum Jahr 2017 schließen. Dies soll unter anderem durch den Rückzug aus sieben bis zehn Ländern möglich werden. Welche Länder das Institut verlässt und wie viele der 98.000 Jobs davon betroffen sein werden, wollten die Deutsche-Bank-Chefs am Montag aber noch nicht sagen.

Postbank soll verkauft werden

Auch von der Postbank will sich die Deutsche Bank wieder trennen. Zwar sollen durch einen Squeeze-out zuerst einmal die verbliebenen rund 3,2Prozent der Aktionäre ausgezahlt werden. Bis Ende 2016 soll die Bank jedoch im Rahmen eines Börsengangs wieder mehrheitlich verkauft werden. Die Deutsche Bank will dabei unter 50 Prozent gehen. Auch ein kompletter Ausstieg sei – wenn nicht sofort beim Börsengang, dann eben in weiterer Folge – denkbar.

Einschnitte wird es aber auch beim Investmentbanking geben, bei dem Assets im Wert von 150 Mrd. Euro abgestoßen werden sollen. In Summe soll die Neustrukturierung der Deutschen Bank einen positiven Einmaleffekt in Höhe von 3,7 Mrd. Euro und künftige Kosteneinsparungen im Ausmaß von 3,7 Mrd. Euro bringen. Dadurch soll die Eigenkapitalrentabilität ab dem Jahr 2020 auch wieder mindestens zehn Prozent betragen. Bei ihrem Amtsantritt im Juni 2012 erklärten Jain und Fitschen noch eine Rendite von zwölf Prozent als ihr Ziel.

Schwaches Geschäft

Die gesunkenen Margen sind auch der Grund für das nun vorgestellte Restrukturierungsprogramm. Wie die gesamte europäische Bankenwelt leidet auch die Deutsche Bank unter dem schwachen Geschäft aufgrund der Wirtschaftskrise im Süden und Osten des Kontinents und der Zinsen auf Rekordtiefstand. Hinzu kommen ständig verstärkte Anforderungen der Regulierung, die den Aufbau von Kapitalpolstern verlangt. Durch das jetzige Programm soll der Anteil des Eigenkapitals an der gesamten Bilanzsumme von derzeit 3,4 auf über fünf Prozent klettern.

Ein weiterer Grund, warum das Geschäft bei der Deutschen Bank schwächer läuft, sind die Kosten für die Fehler der Vergangenheit. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass sich die Bank mit den Aufsichtsbehörden in Großbritannien und den USA auf die Zahlung von 2,3 Mrd. Euro geeinigt hat, um die Affäre rund um die Manipulierung des Libor-Zinssatzes aus der Welt zu schaffen. Diese Strafzahlung reduzierte den Gewinn der Bank im ersten Quartal um rund die Hälfte. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)

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