EBRD: "Hätte gelassener auf Krugman reagieren sollen"

Paul Krugman
Paul Krugman(c) EPA (Christopher Barth)
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"Die Äußerungen Krugmans als Weltverschwörung gegen Österreich darzustellen ist absurd", kritisiert der Chef der Osteuropabank (EBRD). Indes sagt der serbische Nationalbank-Chef: "Die Party in Osteuropa ist vorbei".

Auch beim Symposium über Europa in der Finanzmarktkrise, das vom Europäischen Forum Alpbach und der Wirtschaftskammer Österreich in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Wien veranstaltet wird, waren die Aussagen des US-Starökonomen Paul Krugman Gesprächsstoff. Dieser hatte vor der Gefahr eines Staatsbankrotts für Österreich wegen des hohen Anteils von Krediten österreichischer Banken in Osteuropa gewarnt.

"Weltverschwörung gegen Österreich absurd"

Paul Krugman habe nicht berücksichtigt, dass Österreichs CEE-Exposures zum Großteil über die EU abgesichert seien, gab Kurt Bayer, Direktor der Osteuropabank (EBRD), auf Anfrage der APA zu bedenken. Auch wenn Österreich bezogen auf das BIP die größte CEE-Exponiertheit aufweise, seien auch andere Länder mit großem Engagement in Südost- und Osteuropa betroffen.

Kritik übte Bayer aber auch an der österreichischen Politik, diese hätte "gelassener" auf Krugman reagieren sollen: "Die Äußerungen eines Wirtschaftsprofessors als Weltverschwörung gegen Österreich darzustellen ist absurd".

"Manchmal redet er wie ein Politiker"

Auch Michael Plummer, selber Wirtschaftsprofessor für Internationale Ökonomie an der Johns Hopkins Universität in Bologna, wies die Äußerungen von Krugman zurück. Österreich sei ein stabiles Land, auch das europäische Bankensystem sei im wesentlichen stabil. Riesige Risiken würden hingegen in den USA bestehen, wo noch Billionen "toxischer Assets" das Finanzsystem gefährdeten, betonte der US-Amerikaner.

Krugman sei ein exzellenter Ökonom, zollte er seinem Kollegen großen Respekt, manchmal rede er aber zu sehr wie ein Politiker.

"Die Party in CEE ist vorbei"

Die schlechte Wirtschaftslage in Südost- und Osteuropa (CEE) hat der Gouverneur von Serbiens Nationalbank, Radovan Jelasic, mit deutlichen Worten charakterisiert: "Die Party in CEE ist vorbei", sagte Jelasic. Die CEE-Staaten könnten aus der Krise nun nicht alleine herauskommen: "Wir brauchen dafür die internationalen Finanzinstitutionen und die EU".

Bisher sei zu wenig gegen die Krise unternommen worden, kritisierte Jelasic. Die Rolle der Banken "mit Headquarter in der EU" sei besonders bei den Fremdwährungskrediten keine rühmliche gewesen, so der Gouverneur, ohne konkret Österreich zu nennen. Die örtliche Bevölkerung habe das mit einem Fremdwährungskredit verbundene Währungsrisiko oft gar nicht einschätzen können. Die ausländischen Banken sollten einen Teil des aus den Hilfspaketen erhaltenen Kapitals nun auch in Südost- und Osteuropa investieren, fordert der serbische Nationalbank-Gouverneur dringend weitere Kapitalströme.

Grundsätzlich sprach er sich für eine stärkere Finanzmarktkontrolle und für Regulierung aus. Vor der Krise, also vor mehr als sechs Monaten, sei die Kontrolle durch die serbische Nationalbank zwar bei den Banken "sehr unbeliebt" gewesen, aber "jetzt lieben sie uns", versicherte er. Allerdings seien die Banken so zurückhaltend geworden, dass nun Kontrolle viel weniger notwendig geworden sei.

Busek-Kritik an Balkan-Ländern

Erhard Busek, Präsident des Europäischen Forum Alpbach, forderte eine Initiative, um in der internationalen öffentliche Meinung Aussagen wie von Krugman betreffend Österreich und der österreichischen Banken und Südost- und Osteuropa gegenzusteuern. Kritik übte er auch an den Regierungen von CEE-Ländern insbesondere am Balkan, die teilweise gar nicht bereit seien, die ihnen angebotene Hilfe anzunehmen und sich lieber auf noch immer ungelöste Konflikte wie um den Kosovo statt auf die Ankurbelung der Wirtschaft zu konzentrieren.

(APA)

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