"Presse" will CIA-Vorwürfe gegen Schulmeister aufklären

Michael Prueller
Michael Prueller(c) (Michaela Bruckberger)
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Die Vorwürfe, dass der ehemalige Chefredakteur und Herausgeber Otto Schulmeister für die CIA tätig gewesen sein soll, halte man "nicht für eine Kleinigkeit", erklärt der stellvertretende Chefredakteur Michael Prüller.

Die Tageszeitung "Die Presse" will die Vorwürfe über die angebliche CIA-Tätigkeit ihres verstorbenen früheren Chefredakteurs Otto Schulmeister "nicht unter den Teppich kehren". "Wir wollen, dass das aufgeklärt wird", sagte der stellvertretende "Presse"-Chefredakteur Michael Prüller am Montag zu einem Bericht des Nachrichtenmagazins "profil", wonach Schulmeister während des Kalten Kriegs seine Leitartikel nach den Wünschen des US-Geheimdienstes ausgerichtet habe. Die "profil"-Enthüllungen "wirken recht eindeutig", sagte Prüller.

"Wir halten das nicht für eine Kleinigkeit", sagte Prüller, der den im Ausland weilenden "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker vertritt. Schließlich habe gerade Schulmeister der Zeitung ein journalistisches Ethos vermittelt, wonach man sich von niemandem vorschreiben lasse, was man schreiben dürfe, so Prüller. "Wir wollen weder beschönigen noch unter den Teppich kehren und auch nicht skandalisieren", versprach Prüller eine aktive Beteiligung der Zeitung an der Aufarbeitung der Affäre. So werde man im Rahmen der tagesaktuellen Berichterstattung Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und sich insgesamt "auf einen hohen Wissensstand begeben", den man den Lesern dann auch gesammelt darstellen werde.

"Nur noch historisch interessant"

Für die heutige "Presse" sei die angebliche CIA-Tätigkeit Schulmeisters nur noch historisch interessant, sagte Prüller. "Die Presse" habe nämlich einen anderen Eigentümer und ein anderes Redaktionsteam. Die einzige personelle Verbindung zur damaligen Zeit sei Schulmeisters Nachfolger Thomas Chorherr, der gelegentlich für die Zeitung schreibe. Chorherr hatte am Wochenende gesagt, er könne nicht glauben, dass Schulmeister mit der CIA Kontakt gehalten habe. Auch der frühere "Presse"-Eigentümer Fritz Molden zeigte sich überrascht: "Wenn Schulmeister das getan hat, dann war er ein anderer, als ich dachte", sagte der Schwiegersohn des legendären CIA-Chefs Allen Dulles.

Prüller wies darauf hin, dass "die Dinge damals nicht so schwarz-weiß waren wie sie heute aussehen". Es könnte nämlich sein, dass Schulmeister "mehr Werkzeug war, als er es angenommen hat" und nicht bewusst im Auftrag des US-Geheimdienstes geschrieben habe, sondern dies nur von CIA-Agenten gegenüber der eigenen Zentrale so dargestellt worden sei. Dafür spreche auch, dass Schulmeister ab den 1970er Jahren auf Distanz zur US-Außenpolitik gegangen sei und somit "nicht gewissenlos den CIA-Kurs gefahren ist".

In seinem Leitartikel für die gestrige "Presse am Sonntag" hatte sich Chefredakteur Fleischhacker für eine Aufklärung der "profil"-Enthüllungen um Schulmeister ausgesprochen. Sollten die Anschuldigungen, Schulmeister habe auf Anweisung der CIA die Veröffentlichung unliebsamer Informationen unterdrückt, stimmen, "ist das aus heutiger Sicht nicht zu rechtfertigen". Zugleich wies Fleischhacker das auch im Fall Helmut Zilk bemühte "Pietätsargument" zurück. Gerade die Pietät verlange es, sich um ein möglichst realistisches Bild des "legendären 'Presse'-Herausgebers" zu bemühen. Ähnlich äußerte sich auch der Vorstand des "Presse"-Eigentümers Styria Medien AG, Horst Pirker: "Auch Legenden sind nur Menschen. Wir sollten dem, was wir aus heutiger Sicht für die Wahrheit halten, unverzerrt Platz geben und gleichzeitig zurückhaltend sein im Urteil."

Enthüllungen "keine große Story"

Der Entdecker der Schulmeister-Akten, der Zeitgeschichtler Siegfried Beer, bezeichnete die Enthüllungen in der Montags-"Presse" als "keine große Story". Im Kalten Krieg hätten sich viele Journalisten auf eine Seite geschlagen - "und für viele war der Westen die richtige Seite". So habe der US-Geheimdienst auch Konfidenten im ORF, dem "Kurier", der "Wochenpresse" und den "Salzburger Nachrichten" sitzen gehabt. Der Politologe und CIA-Experte Peter Pirker weist im "Standard" (Montagsausgabe) darauf hin, dass die CIA im Fall der "Presse" eine "gemähte Wiese" bearbeitet habe. Schließlich sei die Zeitung damals "ohnehin das Bollwerk proamerikanischer und antikommunistischer Haltung" gewesen. Pirker wirft dabei aber auch die Frage auf, ob "Die Presse" in den 1950er Jahren möglicherweise vom CIA finanziert worden sei. Prüller sagte dazu, dass es auch im "profil"-Artikel "keine Hinweise darauf" gegeben habe. Dies wäre aber auch eine Frage, die man jetzt aufarbeiten könnte.

(APA)

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