Humanitäres Visum: FPÖ dagegen, Grüne dafür

chalupka
chalupka(c) Screenshot tvthek.orf.at
  • Drucken

Diakonie-Chef Michael Chalupka hatte in der ORF-"Pressestunde" für die Initiative "Save lives now" geworben.. Dem Staat entstünden dabei keine Kosten.

Die Diakonie schlägt vor, besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen ein "humanitäres Visum" zu gewähren, damit diese gefahrlos nach Österreich kommen können. Eine entsprechende Initiative namens "Save lives now" bewarb Direktor Michael Chalupka am Sonntag in der ORF-"Pressestunde".

Die Grünen begrüßten die Initiative umgehend: Da es keine legale Einreisemöglichkeit für Flüchtlinge gebe, sei es zutiefst menschlich und auch politisch sinnvoll, die Schwächsten direkt nach Europa zu bringen, meinte Parteichefin Eva Glawischnig. Kritik kam hingegen erwartungsgemäß von der FPÖ: Österreich sei nicht das Sozialamt für Staaten der Dritten Welt, erklärte der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl in einer Aussendung. Wenn jemand nach UN-Definition an Leib und Leben bedroht sei und daher aus seiner Heimat flüchte, sei wohl das vorrangige Ziel, dieser Bedrohung zu entgehen: "Das kann bereits in der Nachbarprovinz oder im Nachbarland der Fall sein. Es muss nicht Europa oder Österreich sein", meinte Kickl.

Chalupka hatte erklärt, in einem Pilotprojekt könnten 200 Menschen sicher aus Gefahrenregionen gelotst werden. Dieses Vorhaben will die Diakonie gemeinsam mit ihrer italienischen Schwesterorganisation durchführen, die 1000 Menschen so aus den Krisenregionen vor allem Afrikas retten will. Auch Gespräche mit Partnern in Deutschland und den Niederlanden laufen laut Chalupka. Dem Staat entstünden keine Kosten.

Schaffung legaler Korridore

Chalupkas Vorstellungen zu Folge würden die Flüchtlinge in Absprache mit dem UNHCR den österreichischen Botschaften für ein sechsmonatiges Visum vorgeschlagen und könnten nach Gewährung eines "humanitären Visums" und der Reise nach Österreich hier auch einen Asylantrag stellen und ihr Verfahren abwarten. Freilich wäre es mit der Umsetzung dieser Initiative nicht getan, betonte der Direktor der evangelischen Hilfsorganisation.

Vielmehr plädierte Chalupka etwa für die Wiedereinführung der Botschaftsverfahren sowie für die Schaffung legaler Korridore, um gefahrlos nach Europa kommen zu können. Zudem sollte es weitere Resettlement-Programme geben, in denen Flüchtlinge gezielt in Europa angesiedelt werden. Ferner bräuchte es ein einheitliches Asylverfahren in ganz Europa und die Möglichkeit für Flüchtlinge, sich innerhalb der EU ihren Arbeitsort selbst aussuchen zu können.

Asylwerber sollen Zugang zum Arbeitsmarkt haben

Einmal mehr verlangte Chalupka auch, Asylwerbern in Österreich den Zugang zum Arbeitsmarkt zu öffnen. Damit würden die Qualifikationen der Flüchtlinge bewahrt.

Dass der Flüchtlingsstrom nach Österreich nicht mehr bewältigbar sei, verneinte der Diakonie-Direktor. In der Ungarn-Krise habe man mehr als 200.000 Personen aufgenommen, im Bosnien-Krieg 90.000, also viel mehr Flüchtlinge als derzeit.

Direkte Kritik an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) äußerte Chalupka nicht, betonte aber, dass man in der Flüchtlingspolitik noch vieles verbessern könne. Von Mikl-Leitners Vorschlag, Flüchtlingslager in den Krisenregionen selbst unter Schirmherrschaft des UNHCR zu gründen, hält der Diakonie-Direktor jedenfalls nichts. Riesige Lager gebe es jetzt schon.

Kritik an Minister Kurz

Kritischer als zu Mikl-Leitner äußerte sich Chalupka in Richtung Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP). Der ermahne zwar gerne andere wie das AMS, wenn es zu wenige Deutschkurse für anerkannte Flüchtlinge gebe, dabei müsste aus seinem eigenen Haus mehr kommen. Da müsse sich Kurz eben auch einmal gegen den Finanzminister durchsetzen, findet der Diakonie-Direktor.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat appelliert an Österreichs Parlamentarier, noch Änderungen am Gesetzesentwurf vorzunehmen.
Politik

"Unmenschlich": UNHCR fordert Änderung an Asyl-Novelle

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat appelliert an Österreichs Parlamentarier, noch Änderungen am Gesetzesentwurf vorzunehmen.
Politik

Auslandshilfe: Stufenplan bis zum Sommer

Die Bundesregierung entschärft den Streit um die Aufstockung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit.
SONDERSITZUNG NATIONALRAT: FAYMANN/RUPPRECHTER
Politik

Asyl-Sondersitzung: "Quote ist Frage der Fairness"

Kanzler Faymann pocht auf eine EU-weite Quote für die Unterbringung von Asylwerbern. Die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit sollen schrittweise erhöht werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.