Jüdische Kritik an Vatikan: Moralisches Gewicht zeigen

Mahmoud Ahmadinejad
Mahmoud Ahmadinejad(c) AP (Laurent Gillieron)
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Der Vatikan nimmt auch nach den umstrittenen Aussagen des iranischen Präsidenten Ahmadinejad an der Anti-Rassismus-Konferenz der UNO in Genz teil. Die jüdische Gemeinschaft Italiens erwartet einen Rückzug des Vatikans.

Die jüdische Gemeinschaft Italiens hat die Entscheidung des Heiligen Stuhls kritisiert, auch nach den antiisraelischen Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadinejad weiter an der Anti-Rassismus-Konferenz der Vereinten Nationen in Genf teilzunehmen. Gerade im Hinblick auf die für Mai geplante Nahost-Reise von Papst Benedikt XVI. müsse auch der Vatikan "sein moralisches, politisches und diplomatisches Gewicht spüren lassen", sagte laut Kathpress der Vorsitzende der Union Jüdischer Gemeinden in Italien (UCEI), Renzo Gattegna.

Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mordechai Levy, hat es abgelehnt, die Haltung des Heiligen Stuhls zu der Genfer Anti-Rassismus-Konferenz zu kommentieren. Er wolle "kein Öl ins Feuer gießen", sagte er am Dienstag im Gespräch mit Kathpress. Einige Äußerungen von vatikanischen Vertretern, die von den Medien verbreitet worden seien, halte er jedoch für "bedenklich".

Vatikansprecher Federico Lombardi hatte Ahmadinejads antiisraelische Äußerungen in Genf als extremistisch und inakzeptabel zurückgewiesen. Dessen ungeachtet betrachte der Vatikan seine Teilnahme an dem Treffen in Genf weiterhin als sinnvoll. "Natürlich gehen Einlassungen wie jene des iranischen Präsidenten nicht in die richtige Richtung, weil er - auch wenn er diesmal den Holocaust oder das Existenzrecht Israels nicht geleugnet hat - extremistische und inakzeptable Ausdrücke gebraucht hat", sagte Lombardi.

Auch Erzbischof Silvano Tomasi, der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, sagte laut Kathpress, die antiisraelischen Äußerungen des iranischen Präsidenten seien kein Grund für einen Abbruch der gemeinsamen Beratungen der Anti-Rassismus-Konferenz. Auch radikale und inakzeptable Meinungen müssten angehört werden; dies entspreche der Natur der Vereinten Nationen als offenes Forum, so Tomasi am Montagabend im Gespräch mit Radio Vatikan. Zugleich verurteile er die Aussagen Ahmadinejads als extremistisch und keineswegs zu billigen.

Erzbischof Tomasi unterstrich, der iranische Präsident habe zwar dem israelischen Staat Rassismus gegenüber den Palästinensern vorgeworfen, aber weder den Holocaust geleugnet noch die Zerstörung Israels gefordert. Aus diesem Grund habe der Heilige Stuhl gemeinsam mit anderen europäischen Ländern, den Staaten Lateinamerikas sowie afrikanischen und asiatischen Teilnehmern beschlossen, den Saal nicht zu verlassen. Es gehe dabei um die Meinungsfreiheit, zu der auch der Kampf für die Änderung des ursprünglich geplanten Schlussdokuments gehöre, so der Diplomat.

(Ag.)

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