Der Arbeitskampf wird das deutsche Wirtschaftswachstum bremsen. Zudem stelle ein möglicher Reputationsverlust des Standorts Deutschland bei ausländischen Investoren ein großes Risiko dar.
Die Lokführer sind in der Nacht um 2.00 Uhr auch im Personenverkehr in den Streik getreten, wie ein Bahnsprecher am frühen Dienstagmorgen bestätigte. Sie wollen ihre Arbeit bis Sonntagmorgen ruhen lassen. Der längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn wird die deutsche Konjunktur Ökonomen zufolge bremsen. Die Kosten in dem aktuellen Bahnstreik könnten sich auf bis zu 750 Mio. Euro summieren, wie Konjunkturexperte Stefan Kipar von der BayernLB am Dienstag erklärte. Damit dürfe die Wachstumsrate des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal um etwa 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen als ohne Streik. Insgesamt ändere der Bahnstreik zwar die positive Konjunkturerwartung in Deutschland nicht. Allerdings sei ein möglicher Reputationsverlust des Standorts Deutschland bei ausländischen Investoren ein großes Risiko.
Der deutsche Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte am Montag gesagt, dass der deutschen Wirtschaft durch den Arbeitskampf Schäden von täglich 100 Mio. Euro drohten. Wie Kipar betont, nehmen die täglichen Kosten zu, je länger der Streik dauert: "Grund hierfür ist, dass mit steigender Dauer über Zweitrundeneffekte eine wachsende Anzahl an Betrieben die Produktion drosseln oder einstellen müsste, womit die Verluste pro Tag zunehmen."
225.000 Euro Streikgeld pro Tag
Was der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ein Streiktag kostet, ist bekannt. Wie gut die Streikkasse der GDL gefüllt ist, bleibt jedoch deren Geheimnis. Wie viel Geld daraus an die Mitglieder fließt, lässt sich schätzen. An einem Streiktag waren nach GDL-Angaben zuletzt etwa 3000 Mitglieder im Ausstand. Pro Streiktag erhält jedes Mitglied nach einem GDL-Beschluss aus dem vorigen Dezember 75 Euro Streikgeld von der Gewerkschaft. Damit dürften aus der Kasse an jedem Tag des Arbeitskampfes rund 225.000 Euro an die Teilnehmer ausgezahlt werden.
Das Streikgeld fließt laut GDL direkt von einem Konto der Gewerkschaft an die Mitglieder. Die Gewerkschaft kann aber einen Zuschuss vom Beamtenbund (DBB) bekommen. Dazu muss sie einen Antrag an den Vorstand der DBB-Bundestarifkommission stellen und zwar für jede Etappe ihres Arbeitskampfes neu.
Die Streikgeld-Unterstützungsordnung sehe maximal einen Betrag von 50 Euro vor, hatte der Vorsitzende des Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, beim GDL-Streik im November gesagt. "Wir zahlen 10 Euro für die ausgefallene Stunde, die der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer abzieht, maximal für fünf Stunden an einem Tag", fügte er hinzu.
(APA/dpa)