US-Justizministerium will Auslieferung John Demjanuks beschleunigen, er bekam bis Donnerstag Zeit, um durch eine ärztliche Untersuchung nachzuweisen, dass er zu alt und krank für die Reise nach Deutschland ist..
WASHINGTON (ag.). Die Schlinge um den mutmaßlichen früheren KZ-Aufseher John Demjanjuk zieht sich weiter zusammen: Aus dem US-Justizministerium hieß es in der Nacht auf Dienstag, man wolle die „Verschleppungstaktik“ des 89-Jährigen, dem in Deutschland der Prozess droht, nicht mehr tolerieren.
Demjanjuk, der seit Jahrzehnten in den USA lebt, hätte schon in der Vorwoche nach Deutschland gebracht werden sollen – ein Berufungsgericht stoppte die Abschiebung, als der gebürtige Ukrainer bereits am Flughafen war –, er bekam bis Donnerstag Zeit, um durch eine ärztliche Untersuchung nachzuweisen, dass er zu alt und krank für die Reise nach Deutschland ist.
Demjanjuk wird Beihilfe zum Mord in 29.000 Fällen zur Last gelegt; er soll u.a. im KZ Sobibor tätig gewesen sein.
Galt als Displaced Person
Am Dienstag bestätigte der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes einen Bericht der „Bild“-Zeitung, dass Demjanjuk sich nach dem Zweiten Weltkrieg als von den Nazis verschleppte Person ausgegeben habe und demnach als „Displaced Person“ galt, die vom Roten Kreuz Unterstützung erhielt. Auf einem Antrag auf Flüchtlingshilfe gab er an, dass er in Sobibor gewesen sei, unterschlug aber seine Mitgliedschaft bei der SS.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2009)