Jemen: Saudiarabien prüft Bodentruppen und Waffenruhe

Im der Staat Saada sind viele Gebäude durch saudi-arabische Luftangriffe zerstört worden.
Im der Staat Saada sind viele Gebäude durch saudi-arabische Luftangriffe zerstört worden.(c) REUTERS
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Für Saudiarabien sind im Jemen alle Optionen offen, auch Bodentruppen. Stimmen die Houthis zu, könnte es eine fünftägige humanitäre Waffenruhe geben.

Saudiarabien prüft alle Optionen zur Bekämpfung der schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen, sagte der saudi-arabische Militärsprecher Ahmed Asseri am späten Mittwochabend dem TV-Sender Al-Arabiya. "Auch eine Boden-Operation ist möglich", ergänzte der General.

Der Jemen bat die internationale Gemeinschaft in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat um eine Entsendung von Bodentruppen. Die Houthi-Rebellen forderten die Vereinten Nationen (UN) ihrerseits auf, "Verbrechen an der jemenitischen Bevölkerung" und die Luftangriffe der von Saudiarabien geführten Allianz zu stoppen. Asseri machte keine konkreten Angaben dazu, ob das benachbarte Königreich der Bitte der jemenitischen Regierung nachgekommen werde, Truppen insbesondere zur Stabilisierung der Hafenstadt Aden zu entsenden.

Spezialeinheiten schon im Land?

Jemen: Die Houthis sind weiter auf dem Vormarsch.
Jemen: Die Houthis sind weiter auf dem Vormarsch.(c) APA

Dort war es zuletzt zu heftigen Gefechten zwischen Houthi-Rebellen und regierungstreuen Einheiten gekommen. Bisher greifen das mehrheitlich sunnitische Saudiarabien und seine arabischen Verbündeten Stellungen der mit dem schiitischen Iran verbündeten Houthi im Jemen lediglich aus der Luft an. Am Wochenende hatte es Verwirrung über den Beginn einer Intervention saudiarabischer Bodentruppen im Jemen gegeben. Der Anführer einer regierungstreuen Miliz sprach zunächst von einem Einsatz arabischer Spezialeinheiten in Aden, widerrief dies aber später. Medienberichten zufolge handelte es sich um jemenitische Soldaten, die von Saudiarabern ausgebildet wurden.

Die Zivilbevölkerung leidet zunehmend unter dem Konflikt zwischen Houthi und Anhängern des ins saudi-arabische Exil geflohenen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi. Allein am Mittwoch wurden 120 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Unter ihnen waren Augenzeugen zufolge 40 Menschen, die mit einem Boot aus Aden flüchten wollten und unter Houthi-Beschuss kamen. Die Rebellen haben weite Teile des Landes und die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Auch US-Außenminister John Kerry bemühte sich um eine Deeskalation des Konflikts. Er traf am Donnerstag in Saudi-Arabien Hadi und sollte später mit König Salman zusammenkommen. Die USA unterstützen die Luftangriffe der saudiarabischen Allianz logistisch.

Humanitärer Waffenstillstand möglich

Saudiarabien ist zu einem fünftägigen Waffenstillstand im Jemen bereit, damit Hilfe für die notleidenden Menschen ins Land gebracht werden kann. Voraussetzung sei, dass auch die schiitischen Houthi-Rebellen der Waffenruhe zustimmten, sagte US-Außenminister Kerry nach einem Treffen mit seinem saudischen Kollegen Adil al-Jubir.

Wann der Waffenstillstand in Kraft treten soll, ist noch unklar. Es würden aber einige Tage zur Vorbereitung gebraucht, sagte Kerry. Saudiarabien wolle zudem alle jemenitischen Konfliktparteien zu einer Konferenz einladen.

Kriegsverbrechen-Vorwurf

Schiitische Houthi-Rebellen haben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zwei Frauen erschossen und damit möglicherweise Kriegsverbrechen begangen. Die Opfer seien Mitte April in der umkämpften südjemenitischen Stadt Aden getötet worden, erklärten die Menschenrechtler am Donnerstag.

Eine 20-Jährige wurde demnach von einem Schuss verletzt, als sie vor Gefechten fliehen wollte. Eine 42-Jährige sei in ihrem Schlafzimmer von einer Kugel getroffen worden. Beide Frauen starben laut Human Rights Watch später auf der Suche nach medizinischer Hilfe. Die Menschenrechtsorganisation wirft den Rebellen zudem vor, sie hätten zehn Helfer festgehalten, die Sanitätsmaterial in eine Klinik bringen wollten. Die Männer seien erst nach ein bis zwei Wochen wieder freigekommen. In zwei Fällen hätten die Familien Lösegeld gezahlt.

(APA/Reuters)

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