Nach Einbruch: Matura läuft „planmäßig nach Plan B“

MATURA: BEI EINBRUCH IN SALZBURGER SCHULE LATEIN-AUFGABEN GEOeFFNET
MATURA: BEI EINBRUCH IN SALZBURGER SCHULE LATEIN-AUFGABEN GEOeFFNET(c) APA/NEUMAYR/MMV
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In das Akademische Gymnasium in Salzburg wurde eingebrochen – und das Paket mit den Lateinaufgaben für die Zentralmatura geöffnet. Die Aufgaben sind damit österreichweit an allen betroffenen Schulen unbrauchbar.

Salzburg. Tags zuvor hatte sich BIFIE-Chef Jürgen Horschinegg noch über den bisher reibungslosen Ablauf bei der Zentralmatura gefreut – am Morgen danach sah es schon ein bisschen anders aus: Nachdem bei einem Einbruch in ein Salzburger Gymnasium das Paket mit den Lateinaufgaben geöffnet wurde, sind die Aufgaben hinfällig. Es muss Plan B in Kraft treten.

Die Vorgeschichte: In das Akademische Gymnasium wurde eingebrochen. Dabei wurde auch das – wie vorgesehen im Schultresor verwahrte – Aufgabenpaket für die Lateinmatura aufgerissen. „Damit sind die Aufgaben öffentlich“, heißt es aus dem Bildungsministerium. Und sie können nicht mehr für die Lateinmatura kommenden Mittwoch verwendet werden.

Ob die Matura-Aufgaben eigentliches Ziel des Einbruchs waren, ist (vorerst) nicht geklärt. Ministerium und Polizei gehen davon aus, dass es bei dem Einbruch um Geld ging – so sei das Lateinpaket zwar geöffnet worden, es fehle aber keines der Hefte. Die Aufgabenpakete für Französisch und Mathematik, die ebenfalls in dem Tresor waren, seien unberührt geblieben. Außerdem sei in derselben Nacht noch in zwei weitere Schulen in Salzburg eingebrochen worden. Dabei wurden zwei- bis dreistellige Barbeträge gestohlen. An eine zufällige Öffnung der Lateinpakete bei dem Einbruch wollen aber nicht alle glauben.

Prüfungsbeginn verschoben

Wie auch immer, klar ist: Es ist in diesem Maturadurchgang die erste Prüfung für das Krisenmanagement des zuständigen BIFIE-Instituts. Damit die Lateinprüfung trotzdem zeitgleich mit Altgriechisch stattfinden kann, tritt nun der Notfallplan in Kraft, der in der Schublade lag. „Dass in Schulen eingebrochen werden kann, damit muss man immer rechnen“, heißt es aus dem Bildungsministerium. „Jetzt läuft alles planmäßig nach Plan B.“

Der sieht so aus: Am Vorabend der Prüfung bekommen die betroffenen 115 Schulen eine bereits vorbereitete Ersatzklausur für Latein als verschlüsseltes Datenpaket, das sie aus dem Internet herunterladen. Am Tag der Klausur folgt um 6.30Uhr in der Früh der Code, mit dem die Schulleiter die Aufgaben entschlüsseln können, die sie dann in der Schule vervielfältigen. Der Prüfungsbeginn ist daher auch einheitlich um zehn Uhr.

Diese Vorgehensweise gilt nur für die Lateinmatura jener Schüler, die an der AHS sechs Jahre Latein hatten. Das sind etwa 700 Maturanten. Die Aufgaben für die rund 1100Schüler mit vier Jahren Latein waren vom Einbruch nicht betroffen und bleiben daher unverändert.

Heute folgt Französisch

Unberührt von der Aufregung um die Lateinmatura gingen gestern, Donnerstag, für rund 1000 Schüler die Prüfungen in Spanisch und den Volksgruppensprachen Slowenisch, Kroatisch und Ungarisch über die Bühne. Laut BIFIE wurden erneut keine fehlenden oder unvollständigen Angaben gemeldet.

Auch heute, Freitag, wird wieder maturiert. Diesmal sind jene rund 2200 Schüler dran, die sich für eine schriftliche Prüfung in Französisch entschieden haben. Am Montag wird es dann wieder für fast alle ernst. 19.100 Maturanten müssen sich der ersten zentralen Mathematikmatura stellen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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