Mazedonien: Insgesamt 22 Tote bei Polizeieinsatz

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Acht Polizisten wurden bei dem Einsatz gegen bewaffnete Albaner getötet. Auch 14 "Terroristen" wurden erschossen. Söldner sethen hinter den Kämpfen, vermutet ein Ex-General.

Bei einem zweitägigen Polizeieinsatz in der nordmazedonischen Stadt Kumanovo gegen eine Gruppe bewaffneter Albaner sind insgesamt 22 Menschen getötet worden. Dies teilte ein Sprecher des Innenministeriums in Skopje mit. Demnach wurde der Einsatz am Sonntagnachmittag abgeschlossen. Die Gruppe sei "zur Gänze neutralisiert und eliminiert" worden, so der Sprecher.

Während des Einsatzes laut Ministerium acht Polizisten ums Leben gekommen, rund 30 wurden verletzt. Aufseiten der "Terroristen" habe es mindestens 14 Opfer gegeben, erklärte ein Polizeisprecher. Diese hätten das Abzeichen der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) an ihren Tarnanzügen getragen. Angaben über eventuelle zivile Opfer gab es zunächst nicht.

Premier Nikola Gruevski hat am Sonntag erklärt, die Bewaffneten hätten "Massenmorde" zum Ziel gehabt. So habe man das Land destabilisieren wollen, erklärte Gruevski. Nach seinen Worten waren Angriffe auf Einkaufszentren sowie Sportveranstaltungen geplant, wobei zum Tod von bis zu 8000 Personen führen hätte können. Den Polizeieinsatz in der im Norden Mazedoniens gelegenen Stadt bezeichnete der Regierungschef als "schwierigsten und kompliziertesten" in der Geschichte des Landes, berichteten Medien.

Polizei: 30 Angreifer albanischer Abstammung

Rund 30 Angreifer hatten sich der Polizei am Samstag gestellt. Es würde sich um mazedonische Bürger albanischer Abstammung und einen albanischen Staatsbürger handeln, so die Polizei. Im Stadtviertel Kumanovos, wo es zum Polizeieinsatz gekommen war, wurde auch ein großes Waffenarsenal sichergestellt.

Die bewaffnete Gruppe sei "eine der gefährlichsten Terroristengruppen in der Region", erklärte ein Sprecher. Sie werde von fünf Personen angeleitet, darunter Muhamed Krasniqi alias "Kommandant Malisheva" und Mirsad Nadrecaj alias "Kommandant Nato". Drei der Gruppenanführer hätten sich der Polizei am Samstag gestellt. Die Gruppe sei Anfang des Monats nach Mazedonien gekommen. Ihre Angriffe auf staatliche Institutionen seien für Mitte des Monats geplant gewesen.

Söldner am Werk?

Ein früherer mazedonischer General sieht hinter den Kämpfen in der Stadt Kumanovo Söldner am Werk. "In dieser schwierigen Wirtschaftskrise in der Region ist es leicht, Leute zu finden, die nach Mazedonien kommen, für eine bestimmte Summe hier agieren und sich dann zurückziehen", sagte Ilija Nikolovski am Sonntag im Fernsehen in Skopje.

"Ich weiß nicht, wer der Organisator ist und wer die Krise kontrolliert, aber ich habe den Eindruck, dass der Organisator einige Dinge nicht vorhergesehen hat und dass ihm die Ereignisse außer Kontrolle geraten sind".

Nikolovski war 2001 als Armeekommandant an den bürgerkriegsähnlichen Unruhen zwischen der slawischen Bevölkerungsmehrheit und der albanischen Minderheit beteiligt.

(APA/dpa)

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