Jemen: Rebellen zeigen Reste abgeschossener F-16

Rebellen mit Wrackteil der F-16
Rebellen mit Wrackteil der F-16Houthi-TV
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Der marokkanische Kampfjet wurde am Sonntagabend von einer Flak abgeschossen und ist der erste größere Gefechtsverlust der arabischen Interventions-Allianz gegen die schiitischen Huthi-Aufständischen.

In der seit Ende März laufenden, arabisch geführten Intervention im Jemen gegen die schiitischen Huthi-Rebellen hatte es am Sonntag wie berichtet den ersten großen Gefechtsverlust auf Seiten der Interventionstruppen gegeben: Ein F-16-Kampfflugzeug der königlich marokkanischen Luftwaffe war bei einem Bombenangriff auf eine Raketenwerfereinheit der Huthi in der Region Sa'da in der Nordwestecke des Landes an der Grenze zu Saudiarabien abgestürzt.

Am Montag behaupteten die Rebellen, sie hätten das Flugzeug mit herkömmlichen Flugabwehrkanonen abgeschossen (konkret vom Kaliber 23 Millimeter, was auf eine doppelläufige, händisch gesteuerte sowjetrussische Waffe hinweist, die seit 1960 gebaute ZU-23, siehe ganz unten). Saudische und marokkanische Militärsprecher wollten das bisher nicht bestätigen, doch könnte Militärexperten zufolge der Abschuss tatsächlich gelungen sein: Angeblich war der marokkanische Jet, der erst seit wenigen Jahren in der Luftwaffe des nordafrikanischen Landes flog, sehr tief geflogen, vermutlich zu tief, und so dürfte dieser Glückstreffer gelungen sein.

Tatsächlich verbreiteten die Huthi über einen von ihnen kontrollierten TV-Sender sowie soziale Medien Fotos und Videos, die jubelnde Milizionäre an einem wüstenhaften, gebirgigen Ort - angeblich dem Wadi Nashour - zeigen. Sie präsentierten Wrackteile, die meisten davon sind sehr klein, es dürfte die Maschine beim Aufprall brutal zerlegt haben. Zweifelsfrei sind immer noch marokkanische Hoheitszeichen und die Lackierung der F-16 der Luftwaffe des Königs zu erkennen, inklusive der Seriennummer der "Fighting Falcon". Interessanterweise riefen die Huthi dennoch "Tod für Amerika".

Rebellen mit Wrackteilen
Rebellen mit WrackteilenHouthi-TV
Wrackteil mit Hoheitszeichen
Wrackteil mit HoheitszeichenHouthi-TV
Teil des Heckleitwerks samt Hoheitszeichen und Seriennummer
Teil des Heckleitwerks samt Hoheitszeichen und SeriennummerHouthi-TV
Wieder Marokkos Hoheitsabzeichen
Wieder Marokkos HoheitsabzeichenHouthi TV

Auf einem Bild sieht man ein Bauteil des Kommunikationssystems, konkret einen "Diplexer" (eine Art Frequenzweiche) des kalifornischen Antennensystemherstellers Tripec Avant.

Bauteil des Antennensystems
Bauteil des AntennensystemsHouthi-TV

Zunächst gab es keine Hinweise über das Schicksal des Piloten. Ein anderer marokkanischer Pilot, wohl der Flügelmann der zerstörten F-16, hatte berichtet, er habe keinen Fallschirm gesehen. Später tauchten auf Twitter Fotos eines Leichnams aufgetaucht sein, es soll sich um den toten Flugzeugführer handeln.

Eingeführt in Marokko 2011/12

Bei der Maschine handelt es sich um eine F-16C Block 52, Seriennummer 08-8008. 24 dieser Flugzeuge waren erst 2011/12 in Marokko eingeführt worden, sechs davon hat das Königreich für die Jemen-Intervention, deren Hauptlast mit mehr als 100 Jets Saudiarabien trägt,  abgestellt. Die F-16 gilt sozusagen als militärischer "VW Golf der Lüfte" und ist das verbreitetste Kampfflugzeug der Welt: Mit zuletzt etwa 2240 einsatzfähigen Modellen stellt es 15 Prozent aller Kampfflugzeuge (auf Rang zwei folgt mit Abstand die F-18 "Hornet" mit sieben Prozent).

Marokkanische F-16 im Original
Marokkanische F-16 im OriginalIHS/Georg Mader
ZU-23-Flak auf Pritschenwagen
ZU-23-Flak auf PritschenwagenAPA/EPA/STRINGER

Im Krieg gegen die Huthi ist trotz der massiven Luftangriffe, an denen unter anderem auch Flugzeuge der Emirate, Kuwaits, Jordaniens und des Sudan teilnehmen, bisher wenig erreicht worden. Gerüchte über eine Bodenoffensive machen seit längerem die Runde, indes hat sich wenig bis nichts getan.

Bisher hatten die Saudis erst ein Flugzeug verloren, eine F-15 "Strike Eagle", die wegen eines Defekts ins Meer fiel, die zwei Piloten wurden gerettet. Bei Schießereien an der Grenze wurden mindesten 14 saudische Grenzsoldaten getötet. Die Verluste der Huthi-Kämpfer sind nicht wirklich bekannt, ihre Führung gibt bisher 200 Tote zu.

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