Am Sonntag probten die fix qualifizierten Länder, darunter die Ko-Favoriten aus Italien und Australien. (Noch) ist der olympische Gedanke vorrangig.
"Es fühlt sich mehr wie ein Festival an, bei dem wir neue Kontakte knüpfen wollen. Es geht uns weniger um die Konkurrenz und um den Wettbewerb". Die Aussage von Makemakes-Sänger Dominic Muhrer bei der sonntäglichen Pressekonferenz ist repräsentativ für die vorherrschende Stimmung beim 60. Song Contest in Wien. Der so genannte olympische Gedanke also, nicht nur bei Gastteilnehmer Australien. Die Maxime: Dabei sein ist alles. Gewinnen? Muss nicht sein. Selbst das international nicht unbekannte Trio Il Volo, das Italien vertritt, spielt die Bedeutung des Erfolges herunter. Allein die Teilnahme sei ein "Traum, der wahr wird". Wenigstens eine Kandidatin tanzt aus der Reihe: Lisa Angell aus Frankreich. Erstens weil sie ihre Pressekonferenz nicht in der Konsenssprache hält und zweitens weil sie es ausspricht: "Jeder will gewinnen, ich auch".
"Man muss es fühlen"
Was wäre der Eurovision Song Contest ohne die Emotionen? Nicht nur in den Liedertexten wird man fündig - von Johnnny Logans "Hold me Now" bis zu Conchita Wursts "Rise Like A Phoenix" im Vorjahr. Den Pathos bekommt man auch am Sonntag zu spüren, pardon, zu hören. Ein kleiner Auszug: "Die Eurovision Fans sind so die besten Fans der Welt" (das Duo Electric Velvet aus Großbritannien), "Man muss die Sprache nicht verstehen. Man muss es fühlen"), "Wir gehen gemeinsam durchs Feuer" (Makemakes, Österreich), "Es ist ein Traum, der wahr wird" (Il Volo aus Italien, auf die Frage nach dem Stellenwert der ESC-Teilnahme).
Eurovision Schmäh Contest
Immerhin wird versucht, selten aber doch, hie und da eine Wuchtel zu schieben. Die Italiener Il Volo sprechen die ORF-Moderatorin Kati Bellowitsch, die als Host fungiert, mehrmals als Celine Dion an und wollen auch Bono im Publikum erblickt haben. Oder als eine Medienvertreterin ihre Bewunderung für den Schmuck der deutschen Interpretin Ann Sophie äußert: "Mir gefällt dein Schmuck so sehr. Ich würde ihn jetzt gerne tragen". Die Sängerin antwortet ihr mit trockenem Humor: "Dann werde ich dich ab jetzt gut im Auge behalten".
Organisation wie "gut geölte Maschine"
Der eigentliche Song Contest beginnt am 19. Mai mit dem ersten Semifinale. Die Delegationen sind längst in Wien, auch ein Großteil der akkreditierten Journalisten. Sie kommen aus ganz Europa, heuer auch aus Australien und sogar aus China. Die Zufriedenheit über die Organisation ist nicht zu überhören. Oder wie es der australische Kandidat Guy Sebastian ausdrückt: "Es ist so gut organisiert hier, wie eine gut geölte Maschine".
>> Song Contest 2015: Public Viewing in Wien
(mtp.)