IS-Miliz hat in Ramadi Oberhand

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Das US-Verteidigungsministerium zweifelt an einer vollständigen Eroberung der Stadt durch die Terrormiliz.

Die radikal-islamische IS-Miliz ist nach Angaben der USA derzeit in der umkämpften irakischen Stadt Ramadi den Regierungstruppen überlegen. Um Ramadi tobe seit vergangenem Sommer ein Kampf, sagte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums am Sonntag. Der IS habe dort im Moment die Oberhand.

Sollte die Stadt fallen, gäbe dies zwar der IS-Propaganda Auftrieb. Doch die US-geführte Koalition würde dann die irakische Regierung darin unterstützen, Ramadi später zurückzugewinnen, sagte die Sprecherin. Zuvor hatte der sogenannte Islamische Staat (IS) für sich reklamiert, die Stadt vollständig erobert zu haben. Sollte sich der Fall Ramadis bestätigen, wäre dies der erste größere militärische Erfolg des IS seit Beginn der Gegenoffensive der irakischen Streitkräfte und paramilitärischer Gruppen im vergangenen Jahr.

Die IS-Miliz erklärte, sie habe einen irakischen Militärstützpunkt am Rande der westirakischen Stadt erobert und mehrere Panzer erbeutet. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen hatten sich zuvor irakische Spezialkräfte nach schweren Verlusten aus einem der letzten Bezirke der Stadt zurückgezogen. Ramadi ist die Hauptstadt von Anbar, der größten irakischen Provinz, und galt als eine der letzten Bastionen der Regierung in dem Gebiet.

USA zweifelt an Eroberung

Die USA zogen zugleich die Einnahme der irakischen Stadt Ramadi durch die IS in Zweifel. "Wir prüfen weiterhin die Berichte über heftige Kämpfe in Ramadi und die Lage bleibt im Fluss und umstritten", erklärte die Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Maureen Schumann, am Sonntag in Washington. Es sei "zu früh, um derzeit definitive Stellungnahmen zur Lage vor Ort abzugeben".

In jihadistischen Internetforen hieß es am Sonntag, die "Soldaten des Kalifats haben die ganze Stadt Ramadi gesäubert". Dutzende irakische Sicherheitskräfte seien getötet worden und hunderte "Abtrünnige" geflohen. Als Abtrünnige bezeichnet der IS Angehörige sunnitischer Stämme, die mit der Regierung in Bagdad verbündet sind.

500 Zivilisten getötet

Bei der IS-Offensive wurden nach Angaben eines örtlichen Behördenvertreters rund 500 Zivilisten und Sicherheitskräfte getötet. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden mindestens 8.000 Menschen in die Flucht getrieben.

Die Regierung in Bagdad kämpft seit Monaten gegen die IS-Miliz, die im Juni vergangenen Jahres nördlich und westlich von Bagdad eine Offensive gestartet hatte. Der Fall von Ramadi wäre ein herber Rückschlag für die Regierungstruppen. Die Stadt liegt rund hundert Kilometer westlich von Bagdad.

(APA/Reuters/AFP)

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