Song Contest: "Ein bisschen Frieden" in der Dauerschleife

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) begrüßte die Song-Contest-Delegationen
Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) begrüßte die Song-Contest-Delegationen(c) Die Presse/Stanislav Jenis
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Am Sonntag lud das Rathaus alle Länderdelegationen ein. Es wurde ein langer Abend. Im "Euro Club" in der Ottakringer Brauerei verschwimmen die Grenzen zwischen Fantum und Journalismus.

Das Orchester des Wiener Musikkonservatoriums konnte einem leid tun. Es war engagiert worden, um am Sonntagabend den Einzug zur offiziellen Eröffnung des Eurovision Song Contest ins Wiener Rathaus, zu dem Bürgermeister Michael Häupl eingeladen hatte, musikalisch zu untermalen. 40 Delegationen aus den Teilnehmerländern gingen über den roten Teppich, der vom Life Ball am Samstag übrig geblieben war. Das dauerte lange, weit länger als gedacht, und so spielte das Orchester dieselben fünf einstudierten Song-Contest-Siegerlieder – darunter "Merci Cherie", "Waterloo" und "Ein bisschen Frieden" – in der Dauerschleife.

Im Rathaus selbst warteten die Delegierten an Stehtischen. Allein die Mitglieder der finnischen Punk-Band Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) organisierten sich Sessel. Musikalisch setzte man auch drinnen auf Bewährtes, das zum Image der Klassik-Stadt passt – oder auf das Klischee, wenn man so will. Die Wiener Sängerknaben (und ein paar rotgewandete Sängermädchen) stimmten "Freude schöner Götterfunken" an. Der Bürgermeister selbst begrüßte die Gäste in leisem und regional angehauchten Englisch: "Wie so viele in unserer Stadt kommen auch viele hier aus fremden Ländern", sagte Häupl. "Wien ist eine Stadt der Toleranz und Akzeptanz." ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz schwor das ungeduldige Publikum anschließend auf sein Medium ein: Mit dem Live-Event "wollen wir die Stärke von Fernsehen zeigen."

Selfies mit den Song-Contest-Kandidaten

Durch die Verspätung verschob sich auch die Eröffnung des Euro-Clubs in der Ottakringer Brauerei im 16. Bezirk. Wiens neben der Arena schönste Konzertlocation aus der Industrialisierung soll Treffpunkt für Journalisten, Delegationen und Teilnehmer sein. Rein kommt man nur mit Akkreditierung, nicht mit Fan-Pass. Wobei die Grenzen zwischen Fantum und Journalismus ohnehin verschwimmen. Mindestens ebenso begehrt wie Interviews sind Selfies mit den Stars. Die meisten Journalisten und Blogger sind bereits zum wiederholten Mal beim Song Contest, viele bloggen das ganze über zum Thema. Nicht umsonst wird gerne die Metapher der "großen Familie" bemüht.

"L'autriche – foto!" wurden die Makemakes gerufen, als diese mit ihren Interviews fertig waren. Mit ihrem Indie-Style (enge Hosen, Lederjacken, Bärte) wirken sie ein wenig wie ein Fremdkörper, oder – um in der Familienmetapher zu bleiben – wie der erst kürzlich angeheiratete Onkel. Nicht so auf der Bühne auf dem Hopfenboden, der größten Halle in der Brauerei. Allein das Publikum wollte nicht so recht auf die Animierungsversuche von Sänger Dodo Muhrer anspringen. Das lag vielleicht auch an der Zuhörerschaft, wollte doch Conchita Wurst im Anschluss wissen: "Seid ihr schon eingeschlafen?" Freilich war es da schon nach Mitternacht.

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