Der IS legt Minenfelder, um die eroberte Stadt Ramadi zu verteidigen. Die irakische Armee benötigt für ihre Gegenoffensive die Hilfe der Schiiten-Milizen.
Im Irak bereiten sich Regierungstruppen und die verfeindete Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) auf eine neue Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Ramadi vor. Während die Armee am Dienstag Panzer und Artillerie-Geschütze um den Ort in der Provinz Anbar in Stellung brachte, legten die Islamisten nach Angaben von Augenzeugen Minenfelder an und errichteten Verteidigungsanlagen.
Ein Vertreter der örtlichen Regierung rief die Bevölkerung auf, sich während der Kämpfe gegen den IS zu erheben. Aufseiten der Armee stehen auch Tausende schiitische Milizionäre bereit, die Stadt zurückzuerobern. Sie sprachen von einer bevorstehenden "Schlacht um Anbar".
IS-Kämpfer hatten Ramadi, die strategisch wichtige Hauptstadt der Provinz Anbar, am Sonntag erobert. Der Verlust der Stadt 100 Kilometer vor Bagdad ist der schwerste Rückschlag für Iraks vor acht Monaten angetretenen Regierungschef Haider al-Abadi. Er war nach Absprache mit den USA zunächst davor zurückgeschreckt, zur Abwehr des IS in der mehrheitlich sunnitischen Anbar-Provinz neben den Regierungstruppen auch die bereitstehenden Schiiten-Milizen (Hashid Shaabi bzw. Hashed al-Shaabi) einzusetzen, da diese vom Iran unterstützt werden.
Irakische Armee ohne Schiiten-Milizen nicht stark genug
Zudem wird befürchtet, dass aus dem Kampf gegen den IS ein offener Konflikt zwischen den beiden islamischen Glaubensrichtungen werden könnte. Allerdings ist die irakische Armee nicht stark genug, um allein gegen die Islamisten bestehen zu können.
Ein Sprecher der US-Regierung betonte am Dienstag, die schiitischen Kämpfer stünden unter dem Kommando der irakischen Regierung. Die USA unterstützten in dieser Konstellation ihren Einsatz. Nach dem Fall von Ramadi war aus amerikanischen Regierungskreisen verlautet, der Irak habe keine wirkliche Alternative dazu. "Man muss mit der Armee kämpfen, die man hat", sagte ein Insider. "Und das ist die Armee, die sie haben."
Wird Flüchtlingen der Weg versperrt?
Die Sunniten im Westirak werfen der Regierung indes vor, Tausenden Flüchtlingen aus der von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) eroberten Stadt Ramadi den Weg nach Bagdad zu versperren. Die Menschen könnten den Euphrat nicht überqueren, weil südöstlich von Ramadi eine Brücke über den Fluss gesperrt sei, sagte der Vorsitzende des Provinzrates von Al-Anbar, Sabah Karchut, am Dienstag.
Seit Tagen müssten die Flüchtlinge auf der Erde schlafen. Unter ihnen sind viele Frauen, Kinder und Ältere. Offenbar hat die Regierung Angst, unter die Flüchtlinge könnten sich IS-Kämpfer gemischt haben, um unbemerkt nach Bagdad zu kommen. Sicherheitskreise erklärten, die Menschen könnten die Brücke passieren, wenn sie sich als Flüchtlinge aus Al-Anbar ausweisen könnten. Nach UN-Angaben sind 25.000 Menschen aus der Region auf der Flucht.
(APA/Reuters)