Syrische Regierungstruppen können Weltkulturerbe-Ort nicht halten. Verwüstungen durch die Jihadisten befürchtet.
Unbestätigten Berichten von Menschenrechtsaktivisten und Kriegsbeobachtern zufolge haben Kämpfer der brutalen jihadistischen Miliz "Islamischer Staat" (IS) am Mittwochnachmittag zumindest Teile der historischen Oasenstadt Palmyra in Zentralsyrien aus den Händen der syrischen Armee erobert. Näheres war vorerst nicht bekannt.
Um den Ort, der zum Weltkulturerbe zählt, sowie die angrenzende moderne Stadt und das Flugfeld war seit längerem gekämpft worden. Vielerorts wird befüchtet, dass die Islamisten die Ruinen und noch stehenden uralten Gebäude, die unter anderem von Arabern, Römern, Persern, Phöniziern und den Lokalfürsten der wichtigen Handelsstadt selbst erbaut worden waren, als "heidnisch" zerstören könnten. Ähnliches war bereits im Irak geschehen, nachdem IS-Truppen dortige Museen und Ruinenstädte, etwa das assyrische Nimrud, erobert hatten.
IS-Sprecher hatten bereits im Vorfeld Übergriffe auf die historisch wertvollen Stätten angekündigt. In Friedenszeiten war Palmyra eine der wichtigsten touristischen Attraktionen Syriens gewesen. Die antike Oasenstadt Palmyra, arabisch "Tadmur", liegt an einer wichtigen Karawanenstraße zwischen Damaskus über die römische Oase Al-Dumair und weiter über das Kastell Resafa bis zum Euphrat, mitten in der Wüste und stellenweise von Bergen begrenzt. Diese Karawanenroute war einer der lokalen Hauptarme der Seidenstraße, jenes uralten Handelsweges, der schon in vorklassischer Zeit Westeuropa über Persien und Zentralasien mit Indien, China und Südostasien verband.
Mächtige Lokalherrscher
Das Wort "Tadmor" bedeutet Palmenstadt, Palmyra ist ein Name aus römischer Zeit. Die Römer hatten die Stadt im späten 1. Jahrhundert erobert, man erwähnt den Ort schon in babylonischen Quellen und er war sicher schon im zweiten Jahrtausend vor Christus bewohnt.
Die Römer bauten die Stadt massiv aus, etwa mit einem Theater und mit Thermen, hatten aber oft keine exklusive Herrschaft über die Stadt sondern mussten sich mit den palmyrischen Lokalherrschern arrangieren, die gelegentlich mit den Persern bzw. Sassaniden paktierten.

Die Araber eroberten Palmyra kurz nach 632 aus damals oströmischer Vorherrschaft, worauf die meisten Einwohner abzogen und die Stadt, deren Blüte schon seit längerer Zeit vorüber gewesen war, verfiel. Erst 1751 wurde sie von einer englischen Expedition sozusagen für Europa "wiederentdeckt". (ag./wg)


