Mittwoch singen 17 Länder um den Einzug ins Finale. Die Finnen nahmen ihr Ausscheiden gelassen.
Paradox ist das schon. Da sang die serbische Song-Contest-Kandidatin Bojana Stamenov im ersten Halbfinale kraftvoll „Finally I can say/I am different and it's ok“ (und zog damit ins Finale). Die wirklich andersartigen des diesjährigen Bewerbs reüssierten aber nicht. Finnlands Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät – drei der Mitglieder haben das Down-Syndrom, einer ist Autist – konnte am Dienstagabend nicht ins Finale aufsteigen, was auch „Spiegel“-Online und andere Medien erstaunt zur Kenntnis nahmen. Anders genug war die rundliche Serbin aber offenbar für den Schweizer Boulevard: Der „Blick“ fragte nach der Show ernsthaft: „Ist dick das neue schwul?“
Die finnischen Verlierer nahmen ihr Ausscheiden gelassen: „Wir haben nicht verloren. Wir sind nicht ins Finale gekommen, aber wir haben diesen ganzen Wettbewerb gewonnen“, sagte Schlagzeuger Toni Välitalo. „Kein Grund, uns schlecht zu fühlen oder zu weinen“, ergänzte Pertti Kurikka. Man habe mit der Musik wohl einfach nicht den Geschmack des ESC-Publikums getroffen.
Insgesamt waren sich Zuseher, Sänger und Kommentatoren einig über den ersten Showabend: Die Bühne war spektakulär und geschmackvoll, die Auftritte zeigten keine Ausreißer nach ganz oben oder unten, die Show insgesamt wirkte etwas müde, Conchita war Stern des Abends. (874.000 Menschen sahen das Semifinale auf ORF eins. Zum Vergleich: 2014 waren es 346.000). Neben Serbien sind auch Albanien, Armenien, Belgien, Estland, Georgien, Griechenland, Rumänien und Ungarn im Finale.
Heute, Donnerstag, singen um 21 Uhr weitere 17 Länder im zweiten Halbfinale um die zehn letzten Tickets ins Finale. Darunter Israel, Irland, Malta, Portugal, Island, Schweden und Polen. Deren Kandidatin Monika Kuszynska weiß auch einiges über das Anderssein. Sie sitzt im Rollstuhl. (awa)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)