Sechs US-Polizisten nach Tod von Freddie Gray offiziell angeklagt

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Alle sechs Polizisiten müssen sich wegen Gefährdung und vier wegen Totschlags verantworten. Der Prozess beginnt am 2. Juli.

Sechs Polizeibeamte wurden im Zusammenhang mit dem Tod des afroamerikanischen US-Bürgers Freddie Gray offiziell angeklagt. Das habe eine Grand Jury aus Laienrichtern am Donnerstag entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Allen Beamten wird Gefährdung zur Last gelegt, vier von ihnen soll auch wegen Totschlags der Prozess gemacht werden.

Der Vorwurf wegen unzulässiger Inhaftierung in drei Fällen wurde fallen gelassen. Die Grand Jury habe genügend Anhaltspunkte für eine Anklage gesehen, sagte Staatsanwältin Marilyn Mosby. Die Beamten sollen am 2. Juli zur Verlesung der Anklage vor Gericht erscheinen. Bis zu einer Verurteilung gelte die Unschuldsvermutung, fügte Mosby hinzu. Den Angeklagten drohen je nach Vorwurf Haftstrafen zwischen zehn und 30 Jahren.

Der 25-jährige Gray hatte bei seiner Festnahme am 12. April so schwere Rückenmarksverletzungen erlitten, dass er ins Koma fiel und eine Woche später starb. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der junge Mann während der Fahrt im Polizeitransporter das Genick brach. Die Beamten sollen den an Händen und Füßen gefesselten Afroamerikaner bäuchlings mit dem Kopf nach vorne auf den Boden des Fahrzeugs gelegt und nicht angeschnallt haben. Staatsanwältin Marilyn Mosby wirft den Polizisten vor, Gray beim Transport in einem Polizeibus misshandelt und ihm medizinische Versorgung verweigert zu haben.

Grays Tod wurde von vielen als neuer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze in den USA verurteilt. Der Fall löste in Baltimore gewalttätige Proteste aus. Zwischenzeitlich galt eine nächtlicher Ausgangssperre und die Nationalgarde wurde in die Ostküstenstadt geschickt.

Das US-Justizministerium kündigte Anfang Mai an, dem Verdacht von systematischen Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei in Baltimore nachzugehen. Eine ähnliche Untersuchung hatte nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown im August 2014 in der Kleinstadt Ferguson eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Schikanierung von Afroamerikanern festgestellt.

(APA/AFP)

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