Kurzsichtigkeit in der Krise

Gastarbeiter in Japan erhalten derzeit eine Prämie, wenn sie ausreisen. Arbeitsmarktpolitik ist auch anderswo nicht immer weitblickend.

Vor ein paar Monaten waren der Fachkräftemangel, der Pflegenotstand, die Überalterung noch heiß diskutierte Themen. Das ist vorbei: In der Krise scheint Arbeit plötzlich nur noch ein knappes Gut zu sein, das man bestenfalls gerecht auf mehrere Köpfe verteilen, aber nicht vermehren kann.

In Österreich setzt man auf Kurzarbeit, Teilzeitmodelle, Frühpensionen und die verlängerte Abschottung des Arbeitsmarkts gegenüber ungelernten Osteuropäern. In Japan hat man sich ein besonders kurzsichtiges Instrument einfallen lassen: Dort zahlt man ausreisewilligen Gastarbeitern eine Prämie, um den Arbeitsmarkt zu entlasten. Ein Effekt, der kurzfristig vielleicht sogar eintritt. So wie die Abschottung bis 2011 den österreichischen Arbeitsmarkt vorerst entlastet.

Das Ende der Krise kommt jedoch bestimmt. Dann werden Arbeitskräfte plötzlich wieder gebraucht. In Japan hat man die Chance, dann solche Arbeitskräfte zu haben, drastisch reduziert: Emigranten, die die Prämie in Anspruch nehmen, müssen sich verpflichten, nicht mehr zurückzukommen. Sogar solche, die viele Jahre und Geld in eine gute Ausbildung investiert haben.

Auch die vollständige Öffnung des österreichischen Arbeitsmarkts gegenüber Osteuropa kommt bestimmt, spätestens 2011. Wenn wir Glück haben, ist die Krise dann ohnehin vorbei. Wenn wir jetzt schon wieder damit beginnen, über Bildung, Weiterbildung und Arbeit im Alter nachzudenken, kann das aber auch nicht schaden.


beate.lammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2009)

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