Eurofighter-Kosten bringen Heer in Bedrängnis

(c) EPA (Helmut Fohringer)
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Ein Eurofighter verbraucht pro Flugstunde mehr, als ein Soldat im Schnitt pro Jahr verdient. Hohe Betriebskosten spielten bei der Typen-Entscheidung keine Rolle, das rächt sich heute.

Wien. Das Bundesheer ist einer der Verlierer des von der Regierung vorgelegten Sparbudgets. Dringend notwendige Investitionen müssen gekürzt werden, bei Ausbildung und Dienstbetrieb wird eisern gespart. Warum das so ist, darauf machte Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) am Sonntag aufmerksam: Einer der Gründe für die angespannte Finanzlage beim Heer ist die Anschaffung der Abfangjäger Eurofighter.

Nicht nur der Kaufpreis reißt ein tiefes Loch ins Heeresbudget, es sind vor allem die Betriebskosten, die den Spielraum für andere Aufgaben immer mehr einengen. „Ich habe immer vor den hohen Betriebskosten des Eurofighter gewarnt. Dieses Flugzeug verursacht enorme Kosten, deshalb hätte ich dieses Gerät nicht gekauft“, sagte Darabos der Austria Presse Agentur. „Das Jammern hilft aber nichts, denn jetzt haben wir den Eurofighter, müssen auch mit seinen Kosten umgehen und das Optimum herausholen“, so der Ressortchef weiter.

Bis zu 100 Millionen im Jahr

Im Vorjahr haben die Betriebskosten 40 Millionen Euro ausgemacht. 2009 und 2010, wenn alle 15 Flieger in Österreich sind, werden die Kosten auf 50 Millionen, ab 2011 auf 60 bis 65 Millionen steigen. Der Rechnungshof rechnet bis zum Jahr 2013 sogar mit laufenden Ausgaben von bis zu 100 Millionen Euro im Jahr. Das gesamte Verteidigungsbudget liegt in den kommenden Jahren bei 2,1 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon entfällt auf Personalkosten.

100 Millionen würden bei einer Anzahl von 1500 Flugstunden bedeuten, dass eine einzige Flugstunde 67.000 Euro kostet. Zum Vergleich: Das mittlere Jahreseinkommen eines Bundesheerbediensteten lag im Jahr 2007 bei rund 35.000 Euro. Noch ein Vergleich macht die Dimensionen klar: Die 2007 und 2008 angeschafften Kampfanzüge für 12.000 Soldaten haben 43,4 Millionen Euro gekostet und damit etwa gleich viel wie die Eurofighter-Betriebskosten des Jahres 2008.

Darabos wies darauf hin, dass der von ihm mit dem Eurofighter-Hersteller ausgehandelte Vergleich (15 statt 18 Flugzeuge) bereits mitgeholfen habe, Betriebskosten einzusparen. Darabos geht dabei von einer Reduktion um vier Millionen Euro pro Jahr aus. Noch viel mehr hätte freilich eingespart werden können, wenn man sich bei der Anschaffung für ein anderes Modell entschieden hätte. Denn der Eurofighter ist schon aufgrund seiner Bauart mit zwei Triebwerken die teuerste Variante im laufenden Betrieb.

Wie aus dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss 2006/2007 hervorgegangen ist, haben hochrangige Offiziere die Kosten des Eurofighter auf bis zu viermal so hoch eingeschätzt wie jene von Konkurrenzprodukten (Saab Gripen oder dem amerikanischen F16). Im Bewertungsverfahren spielten die Betriebskosten aber überhaupt keine Rolle, mit der Begründung, dass diese nicht exakt angegeben werden können. Den Ausschlag für den Eurofighter gab damals ein minimal niedrigerer Kaufpreis – und das, obwohl die Betriebskosten auf die gesamte Laufzeit gerechnet mehr ausmachen als die Anschaffungskosten. Während des U-Ausschusses waren die Betriebskosten übrigens noch mit 20 bis 40 Millionen Euro eingeschätzt worden. „20 Millionen Euro sind kein hoher Betrag“, hatte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser damals gemeint.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2009)

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