Grenzschutz: Frontex weitet Einsatz aus

(c) APA/EPA/GIUSEPPE LAMI (GIUSEPPE LAMI)
  • Drucken

Mission Triton sucht bis 255 Kilometer südlich Siziliens.

Wien/Warschau. Dass die Schiffe der von Europas Grenzschutzagentur geleiteten Mission Triton nur vor der italienischen Küste patrouillieren, war bisher einer der größten Kritikpunkte an dem Marineeinsatz im Mittelmeer. Angesichts der Flüchtlingsdramen mit tausenden Toten weitet Frontex das Einsatzgebiet nun aber deutlich aus. Die Schiffe und Flugzeuge würden in einem Gebiet von bis zu 138 Seemeilen (255 Kilometer) südlich von Sizilien nach Schiffbrüchigen suchen, hieß es in einer am Dienstag auf der Frontex-Homepage veröffentlichten Erklärung.

Bisher war das Einsatzgebiet auf 30 Seemeilen vor der italienischen Küste begrenzt. Auch das Material wird aufgestockt: Während der Sommermonate würden nun drei Flugzeuge, 18 Boote, zwei Hubschrauber und 15 Expertenteams im Rahmen der Triton-Mission eingesetzt, teilte die in Warschau ansässige Agentur mit.

Auf dem EU-Flüchtlingsgipfel vor einem Monat hatten die Staats- und Regierungschefs bereits eine Verdreifachung der Mittel für den Triton-Einsatz beschlossen. Durch die nun umgesetzte Ausweitung der Mission werde den italienischen Behörden geholfen, „ihre Küsten zu kontrollieren und Leben zu retten“, erklärte Frontex-Chef Fabrice Leggeri. „Zu viele wurden in diesem Jahr schon auf tragische Weise verloren.“

Politiker der Grünen wie der EU-Abgeordnete Michel Reimon bezeichneten die Pläne als „Schritt in die richtige Richtung“. Reimon hatte zuletzt damit gedroht, das EU-Budget zu blockieren, sollten die Mittel für Triton nicht auf die Höhe des ausgelaufenen italienischen Seenotrettungsprogramms Mare Nostrum aufgestockt werden.

1770 Tote in diesem Jahr

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am Dienstag von Europa mehr Engagement für die Flüchtlinge im Mittelmeer gefordert. Europa könne „mehr Hilfe leisten“, sagte er. Das Problem müsse von den Staats- und Regierungschefs der EU „umfassender und gemeinschaftlicher“ angegangen werden.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr schon 1770 Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Dies waren 30 Mal mehr als im Vorjahreszeitraum. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

A group of 300 sub-Saharan Africans sit in board a boat during a rescue operation by the Italian Finance Police vessel Di Bartolo off the coast of Sicily
Weltjournal

Im Namen der Menschlichkeit

Die Europäische Union hat ein System der Abwehr von Flüchtlingen geschaffen und lässt Menschen lieber im Mittelmeer ertrinken, als sie zu retten.
Europa

Migration: Quoten für Schutzbedürftige

Die Kommission will Griechenland und Italien entlasten und 40.000 Asylbewerber auf die restlichen EU-Mitglieder verteilen. Sie bietet 6000 € pro Flüchtling.
Leitartikel

Das Boot ist voll, aber auch wir sitzen darin

Obwohl es zu viele sind, wird die Verpflichtung, verfolgte Menschen aufzunehmen, nicht kleiner. Aber es braucht komplexe Lösungen.
Syrische Flüchtlinge in Griechenland
Europa

EU legt Entwurf zu Verteilung von Flüchtlingen vor

Österreich müsste nach dem Quotenvorschlag der Kommission 1213 Menschen aufnehmen.
Archivbild
Europa

Mittelmeer: Frontex weitet Rettungseinsatz deutlich aus

Schiffe und Flugzeuge werden künftig in einem Gebiet von bis zu 255 Kilometern südlich von Sizilien patrouillieren, gab die EU-Grenzschutzagentur am Dienstag bekannt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.