Hermann Schützenhöfer: Mit Platz 2 zum Landeschef

ÖVP-Obmann Hermann Schützenhöfer wird künftig die Steiermark als Landeshauptmann anführen. Und das, obwohl er sich bei der Landtagswahl am 31. Mai mit dem zweiten Platz begnügen musste. Schützenhöfer übernimmt den Posten als Landeschef von seinem bisherigen SPÖ-"Reformpartner" Franz Voves.
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Schützenhöfer hat in den vergangenen Jahren als ÖVP-Obmann und Landeshauptmann-Stellvertreter einiges geschafft: Der Konsens-Politiker brachte die Partei nach der schockartigen Niederlage 2005 auf Kurs und leitete zusammen mit Franz Voves (SPÖ) unmittelbar nach der für beide verlustreichen Landtagswahlwahl 2010 die Wende zur "Reformpartnerschaft" ein. Die Fortsetzung dieser Partnerschaft nach dem Urnengang 2015 war schon vor der Wahl am 31. Mai erklärter Wunsch. Nun aber wird sie ohne Voves erfolgen. Er zieht sich zurück und übergibt die Landespartei an den bisherigen Bildungslandesrat Michael Schickhofer.
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Schützenhöfer wurde am 29. Februar 1952 in Edlitz (NÖ-Bezirk Neunkirchen) geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre im oststeirischen Kirchbach kam er über die JVP in die Politik, 1971 wurde er Landessekretär und 1976 Landesobmann der steirischen JVP. Der weitere Weg von Schützenhöfer ist eng mit dem ÖAAB verbunden: 1978 bis 1981 war er Landessekretär, 1991 wurde er geschäftsführender Obmann und 1995 Landesobmann.
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Im Juni 1981 zog Schützenhöfer in den Landtag ein, 1993 wurde er Klubobmann - als Vorgänger von Reinhold Lopatka. 2000 erhielt er den der SPÖ abgenommenen Regierungssitz mit Zuständigkeit für Personal, Jugend, Pflichtschulen und Wohnbau. Mit dem Ausscheiden von Gerhard Hirschmann 2003 bekam er Sport und Tourismus dazu und gab Jugend, Schulen und Wohnbau ab.
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Schützenhöfer gilt als Konsenspolitiker im Sinne der Sozialpartnerschaft. Besondere Verdienste erwarb er sich im zeitgemäßen Umbau des Pensions- und Gehaltssystems für Landesbedienstete, ein Erfolg den er gerne betont, wenn die Frage nach Verwaltungsreform und Einsparpotenzialen auftaucht. Mit seiner schon jahrzehntelangen Forderung nach einem Mindestlohn machte er sich in der eigenen Partei nicht nur Freunde. Sein frühes Eintreten für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften deklarierte liberales Denken, was von seinem Nach-Nachfolger als Klubchef und jetzigem Gesundheitslandesrat, Christopher Drexler, fortgeführt wurde.
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Als enger Freund litt Schützenhöfer unter Gerhard Hirschmanns geräuschvoller Ablösung von der Partei, die nach fast einhelliger Meinung in der VP Waltraud Klasnic die Wiederwahl kostete. Der sachkundige, bisweilen harte Politiker stand stets loyal hinter seiner Vorgängerin an der Parteispitze. Selbst Voves lobte in den ersten Jahren der Legislaturperiode 2005-2010 Schützenhöfers "Handschlagqualität", bevor es zum großen Krach über das Budget kam. Erst danach wurde die "Reformpartnerschaft" mit der SPÖ ins Leben gerufen. Das Verhältnis zu Voves gilt als freundschaftlich, aber dennoch ein wenig distanziert.
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