HPM und das dritte Lager der Skeptiker

Mit der Kandidatur von Hans-Peter Martin wird es aufseiten der EU-Skeptiker eng. Der Schlagabtausch mit Mölzer gibt einen Vorgeschmack.

So verschwimmen die Ideologien zu einem Einheitsbrei, so werden Feindbilder geschaffen, statt konstruktive Kritik geübt. Denn es geht nur noch um eines: um möglichst viele Stimmen des EU-skeptischen Lagers in Österreich. FPÖ, BZÖ und seit dieser Woche auch noch Hans-Peter Martin balgen sich um dieselbe Gruppe. Fragt sich nur, ob diese für alle auch groß genug ist.

So ein leichtes Spiel wie 2004 wird der „,Kronen Zeitungs‘-Freund“ Martin diesmal nicht haben. Er will erneut „Dritter“ werden, doch das „dritte“ Lager ist mittlerweile wieder fest in der Hand der FPÖ. Sie hat zu Martins Hasstiraden gegen EU-Bonzen auch noch ein gutes Maß an Ausländerfeindlichkeit zu bieten und versteht die Mischung aus EU-Ressentiments und nationalistischer Gesinnung geschickt zu kombinieren.

Dass dennoch auf beiden Seiten die Nerven blank liegen, wurde durch einen verbalen Abtausch der vergangenen Woche deutlich, in dem der eine (Mölzer) den anderen (Martin) als „Fall für die Psychiatrie“ bezeichnete; der andere (Martin) seinen Gegner (Mölzer) als „menschenverachtend“. Solch tiefer Wettbewerb mag vielleicht unterhalten. Er droht allerdings auch unser Land in eine Provinzposse zu ziehen. In ein Stück, in dem die zweifelsfrei notwendige Kritik an Mechanismen der Europäischen Union durch immer seichtere Attacken und abstrusere Verschwörungstheorien ersetzt wird.


wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2009)

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