Online-Plattformen: Kompliziert vergleichen, das war gestern

(c) FABRY Clemens
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Um Immobiliendarlehen abzuschließen, müssen Verbraucher keine Banken mehr abklappern. Das Geschäft hat sich mittlerweile ins Netz verlagert. Zumindest fast.

Wien.Nach langer Suche scheint die passende Wohnung endlich in Reichweite. Allein, die geeignete Finanzierung fehlt. Um Angebote einzuholen, blieb Verbrauchern früher nichts anderes übrig, als einen Bankberater nach dem anderen aufzusuchen. Mittlerweile haben sich die Zeiten aber geändert. Das Internet erleichtert die Vergleichbarkeit von Produkten ungemein. Immer mehr Firmen entdecken den Finanzmarkt als gar nicht so kleine Nische für sich – und versuchen, dort mit verbraucherfreundlichen Ideen zu landen.

So auch das Finanzdienstleistungsunternehmen Ikondirekt. Die Firma fungiert als Schnittstelle zwischen Banken und Verbrauchern. Konsumenten können dort auf relativ einfache Weise mit diversen Instituten in Kontakt treten, etwa, wenn Interesse an einer Versicherung oder einem Kredit besteht. Den Vergleich muss der Kunde am Ende aber selbst anstellen. Über eine Onlinemaske wird man dazu aufgefordert, Finanzierungswunsch, anfallende Nebenkosten, die Höhe der Eigenmittel und die geplante Laufzeit des Darlehens anzugeben. Die Partnerbanken haben dann Zeit zu entscheiden, ob sie sich eine Zusammenarbeit mit dem Interessenten vorstellen können. Ist dem so, werden die Daten des Kunden an die Institute weitergereicht. „Die Banken sehen dabei nicht, was die anderen Banken machen“, sagt Geschäftsführer Christoph Reisegger. Die Kommunikation zwischen dem Kreditinstitut und dem Kunden kann über die Plattform abgewickelt werden, viele Institute greifen aber auch zum Telefon, weil sie ein persönliches Gespräch bevorzugen. Verbraucher müssen für das Angebot von Ikondirekt nicht bezahlen, sagt Reisegger. Die Plattform erhält bei erfolgreichem Geschäftsabschluss einen Teil der Finanzierungssumme von den Banken.

Ausprobieren

Eine andere Herangehensweise verfolgt die Plattform Creditnet. Hier gibt es einige Onlinerechner, Verbraucher können aber auch mit tatsächlichen Finanzierungswünschen eine entsprechende Anfrage an Creditnet senden. Im Anschluss daran meldet sich ein Berater, der den Kunden während des gesamten Finanzierungsprozesses begleitet, sagt Geschäftsführer Wolfgang Maurer. „Uns geht es darum, die Bank zu finden, die zum Kunden passt.“ Schließlich sei nicht jede Bank für jeden Fall geeignet. Über interne Modelle wird der beste Anbieter ermittelt, der Interessent muss im Vorfeld alle Unterlagen bereitstellen. Am Ende wird dem Kunden ein Kreditvertrag präsentiert, den dieser nicht einmal mehr in der Bank unterzeichnen muss (aber kann).

Der gesamte Prozess ist für den Kunden ebenfalls unverbindlich und kostenlos, auch wenn das Geschäft am Ende platzt. Dies geschehe ab und zu, wenn sich Käufer und Verkäufer einer Immobilie nicht einigen können.

Für die Verbraucherschützer haben derlei Plattformen jedenfalls Sinn, nicht zuletzt, weil die Banken zunächst mit gleichen Parametern arbeiten müssen. „Auf eine Plattform sollte man sich aber nicht verlassen“, sagt VKI-Experte Klaus Schreiner. Vergleichen kann also auch hier nicht schaden. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2015)


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