Vorstand der Bank Austria wird neuer AWD-Chef

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Der Banker Ralph Müller wird das Österreich-Geschäft von AWD leiten. Im Vorjahr erlitt der AWD einen drastischen Gewinneinbruch. In der Region Österreich-Osteuropa fiel das Ergebnis um 87,9 Prozent auf 4,2 Mio. Euro.

Wien. Der Finanzdienstleister AWD bekommt prominente Verstärkung: Laut „Presse“-Informationen wird Bank-Austria-Privatkundenvorstand Ralph Müller das Österreich-Geschäft des AWD leiten. Müller wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Der AWD ist mit rund 100.000 Kunden der mit Abstand größte Finanzdienstleister des Landes. Das Unternehmen war zuletzt vor allem wegen angeblicher Falschberatung beim Verkauf von Immofinanz-Aktien unter Druck geraten.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) organisiert mit Unterstützung des Sozialministeriums für 2000 geschädigte Anleger Schadenersatzklagen. Die ersten juristischen Schritte sollen Mitte Mai eingebracht werden. Der AWD bestreitet die Vorwürfe allerdings vehement.

Dem Vernehmen nach soll Müller dem Finanzdienstleister helfen, das Österreich-Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Im Vorjahr erlitt der AWD einen drastischen Gewinneinbruch. In der Region Österreich-Osteuropa fiel das Ergebnis um 87,9 Prozent auf 4,2 Mio. Euro, der Umsatz verringerte sich um 30,8 Prozent auf 114,5 Mio. Euro. Vergangenen Oktober hat Wolfgang Prasser, der zehn Jahre für den AWD tätig war, die Gesellschaft auf eigenen Wunsch verlassen.

Prominente Abgänge

Laut früheren Angaben eines AWD-Sprechers habe man bislang durch die Aktion der Konsumentenschützer 200 Mitarbeiter verloren. Es sei traurig, „dass sich staatlich geprüfte Vermögensberater, zum Teil Akademiker, nicht mal mehr in die Kirche oder ins Gasthaus trauen, weil sie angepöbelt werden“. Kunden habe der Finanzdienstleister nach eigenen Angaben durch die VKI-Kampagne jedoch „sehr wenige“ verloren.

In der Bank Austria sind viele über den Abgang von Müller überrascht. Als Privatkundenvorstand war er für einen wichtigen Geschäftsbereich verantwortlich. Seine Zuständigkeit umfasste die 400 Filialen in Österreich, in denen mehr als 3000 Mitarbeiter rund 1,8Millionen Privat- und Geschäftskunden betreuen.

Zuletzt waren von der Bank Austria zahlreiche Führungskräfte abgeworben worden. Beispielsweise wechselte vergangenen Herbst Regina Prehofer – sie war für große Firmenkunden zuständig – zur Bawag. Prehofer leitet jetzt das Firmen- und Privatkundengeschäft der Bawag. Die Ex-Gewerkschaftsbank war im Vorjahr tief in die Verlustzone gerutscht. Details dazu werden morgen, Mittwoch, bekannt gegeben. Prehofer soll unter anderem mithelfen, den Marktanteil in Österreich zu steigern. Inklusive der Internettochter easybank betreut das Institut 1,7Mio. Kunden.

Prehofer und Müller sind in der Bank Austria nicht die einzigen prominenten Abgänge. Im Vorjahr war auch Willi Hemetsberger, zuständig für das Investmentbanking, aus dem Vorstand ausgeschieden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2009)

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