Beunruhigung in Südkorea: Erste Todesfälle durch Mers-Virus

Seit dem Ausbruch der Krankheit stieg in Südkorea der Online-Verkauf von Gesichtsmasken um 700 Prozent.
Seit dem Ausbruch der Krankheit stieg in Südkorea der Online-Verkauf von Gesichtsmasken um 700 Prozent.(c) REUTERS (KIM HONG-JI)
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Mitte Mai brach das Middle East Respiratory Syndrom in Südkorea aus - nun meldet das Land die ersten zwei Todesfälle. Experten warnen vor eine möglichen Pandemie.

In Südkorea sind die ersten mit dem Coronavirus Mers infizierten Patienten seit Ausbruch der Krankheit Mitte Mai gestorben. Bei den beiden Opfern handle es sich um eine 58-jährige Frau und einen 71-jährigen Mann, teilten die Behörden am Dienstag mit. Bei einem weiteren südkoreanischen Patienten in China verschlechterte sich Medienberichten zufolge der Zustand.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Seoul erkrankten 25 Menschen bisher an dem Middle East Respiratory Syndrom, drei von ihnen befinden sich in lebensgefährlichem Zustand. Rund 750 Menschen aus dem Umfeld der Patienten wurden unter Quarantäne oder besondere Beobachtung gestellt. Gesundheitsminister Moon Hyung Pyo rief seine Landsleute zu erhöhter Wachsamkeit auf. Er empfahl ihnen, Gesichtsmasken zu tragen, sich regelmäßig die Hände zu waschen und bei Verdacht auf eine Ansteckung mit den Behörden zu kooperieren.

Mers-Virus: Potenzial für eine Pandemie

Bei dem Mers-Virus handelt sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Typische Symptome des "Middle East Respiratory Syndrome" sind Fieber, Atemprobleme, Lungenentzündung und Nierenversagen. Die Todesrate liegt bei gut 40 Prozent - tatsächlich ist sie aber wahrscheinlich weit geringer, weil sich etliche Menschen unbemerkt anstecken oder nicht auf das Virus getestet werden.

Das Mers-Virus (Mers-CoV) wurde nach bisheriger Erkenntnis schon seit etlichen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. Es gehört zu den Coronaviren, zu denen auch das Sars-Virus zählt, an dem bei einem Ausbruch 2003 rund 800 Menschen starben.

Viren dieser Gruppe können sich genetisch rasch verändern und so an veränderte Bedingungen anpassen - etwa an den Menschen statt eines Kamels als Wirt. Experten warnen daher, Behörden weltweit sollten sich vorsichtshalber darauf vorbereiten, dass ein Mers-Virus mit weit höherer Ansteckungsrate eine Pandemie zur Folge haben könnte.

Angst vor Einschleppen des Virus

Bisher wurden mehr als 20 Länder von Mers betroffen, die meisten Erkrankungen treten auf der Arabischen Halbinsel und dort vor allem in Saudi-Arabien auf. In anderen Gebieten handelte es sich meist um eingeschleppte Infektionen.

Auch in China wurde das Virus in der vergangenen Woche von einem südkoreanischen Reisenden eingeschleppt. Der 44-Jährige wird derzeit in einem Krankenhaus von Huizhou behandelt, nach Angaben der Zeitung "China Daily" hat sich sein Zustand so weit verschlechtert, dass er an ein Atemgerät angeschlossen werden musste. Berichten im Internet zufolge wurde das Personal, das ihn behandelt, per Los bestimmt, wobei Unverheiratete an erster Stelle standen. Hongkong stellte unterdessen 18 Flugpassagiere unter Quarantäne, die auf dem Flug von Südkorea in die ehemalige britische Kronkolonie in der Nähe des 44-Jährigen saßen.

Der Mers-Ausbruch sorgt in Südkorea und seinen Nachbarn für einige Beunruhigung. Allein in Südkorea stieg der Online-Verkauf von Gesichtsmasken um 700 Prozent, auch die Aktien von Pharmafirmen verzeichneten an der Börse einen deutlichen Sprung, während die Aktien von Fluggesellschaften und Reiseanbietern in den Keller rutschten. 240 Südkoreanern wurden Reisen ins Ausland untersagt. Hunderte Chinesen annullierten laut den Staatsmedien geplante Reisen nach Südkorea. Thailand und Vietnam kündigten an, die Einreise-Kontrollen auf allen Flughäfen zu verschärfen.

(APA/AFP)

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