ÖFB-Präsident Leo Windtner glaubt an einen Selbstreinigungsprozess in der Fifa und spricht sich gegen einen Boykott der WM in Russland aus.
Fünf Tage nach dem Fifa-Kongress nahm ÖFB-Präsident Leo Windtner beim Sports Media Austria Meeting in St. Pölten Stellung zu den Geschehnissen innerhalb des Weltverbandes: Den öffentlich gewordenen Skandalen im Vorfeld bei denen nun auch Generalsekretär Jerome Valcke ins Zwielicht gerät, der vierten Wiederwahl von Joseph Blatter sowie möglichen und nötigen Schritten der Uefa und der gesamten Fußball-Gemeinschaft.
Blatters fünfter Wahlerfolg in Folge war für Windnter leicht erklärt: "Er hat mit einer geradezu genialen Diplomatie wieder gewonnen." Dass Europa es nicht geschafft habe, gemeinsam dagegen vorzugehen, hatte für den Oberösterreicher ebenfalls simple Gründe. "Hier gibt es Interessensdivergenzen, wenn man daran denkt, dass Russland die WM 2018 ausführen soll und sicherlich nicht gegen die Fifa marschieren wird."
Keine Schuldzuweisungen
Schuldzuweisungen wollte Windtner dennoch keine aussprechen. "Es ist allgemein von allen Delegierten Europas mitgenommen worden, dass die Strategie und die Regie für die Einheit nicht funktioniert hat." Umso wichtiger sei es nun, dass die Uefa in der Fifa die nötigen Schritte einleite. "Unsere Vertreter in der Fifa sind aufgerufen, dafür zu sorgen, dass die angekündigte Aufarbeitung wirklich sofort gestartet wird."
Auch unter Blatter sei eine Besserung innerhalb der Fifa möglich. "Eine gewisse Selbstreinigung wird stattfinden", war sich Windtne sicher. "Weil auch jene Konföderationen, die Exponenten in die Fifa entsandt haben, die schon nach kurzer Zeit resignieren mussten aufgrund krimineller Hintergründe. Das wird sich auch in den anderen Konföderationen herumsprechen, dass so etwas der Fifa gewaltig schadet." Einen wichtigen Beitrag dafür könnten hierbei die Fifa-Sponsoren leisten. "Der einzige Druck, der wirklich etwas bringen könnte ist, wenn Sponsoren Druck auf die Fifa erzeugen", meinte Windtner. "Wenn sie sagen, hier muss ein Reinigungsprozess einsetzen, um Image und Glaubwürdigkeit herzustellen, weil sonst die Summen nicht mehr entsprechend zu verantworten sind."
Boykott würde Geschlossenheit fehlen
Den Boykott-Aufruf der WM in Russland 2018 vom englischen Verbandschef unterstützt Windtner nicht. "Ich halte von Boykott überhaupt nichts", betonte der 64-Jährige. "Zweitens ist das obsolet, nachdem das Exekutivkomitee beschlossen hat, dass Europa dieselben Startplätze wie bisher bekommt. Das war ja der eigentliche Angelpunkt dafür. Und drittens, wenn wir in den Rückspiegel blicken, würde ein Boykott alles andere als Geschlossenheit aufweisen."
Die Rolle Österreichs sei in dem globalen Spiel naturgemäß eine untergeordnete. "Wir - und auch ich persönlich - haben immer wieder plädiert, dass wir Geschlossenheit brauchen, dass wir uns aufstellen müssen für diese Dinge. Umsetzen können das aber nur jene Funktionäre, die im Exko sind."
(APA)