Rücktritt: Die Blatter-Stellungnahme im Wortlaut

Blatter bei der Pressekonferenz am Dienstag
Blatter bei der Pressekonferenz am DienstagAPA/EPA/ALESSANDRO DELLA BELLA
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Nach dem Fifa-Skandal mit mehreren Festnahmen hat Verbandschef Joseph Blatter am Dienstag seinen Rücktritt angekündigt. Seine Stellungnahme im Wortlaut in einer Übersetzung der Deutschen Presseagentur.

"Ich habe intensiv über meine Präsidentschaft und über die vierzig Jahre, in denen mein Leben untrennbar mit der Fifa und dem großartigen Sport Fußball verbunden gewesen ist, nachgedacht. Ich schätze und liebe die Fifa mehr als alles andere und will nur das tun, was am besten für die Fifa und den Fußball ist. Ich sah mich veranlasst, zur Wiederwahl anzutreten, da ich glaubte, dies sei das Beste für die Organisation. Diese Wahl ist vorüber, aber die Herausforderungen für die Fifa sind es nicht. Fifa braucht eine tiefgreifende Revision.

Obwohl ich ein Mandat von den Fifa-Mitgliedern habe, glaube ich nicht, dass ich ein Mandat von der gesamten Fußballwelt habe - den Fans, den Spielern, den Vereinen, den Menschen, die den Fußball genauso leben, lieben und atmen, wie wir alle bei der Fifa es tun.

Daher habe ich entschieden, mein Mandat bei einem außerordentlichen Wahl-Kongress niederzulegen. Ich werde meine Funktionen als Fifa-Präsident bis zu dieser Wahl weiter ausüben.

Der nächste reguläre Fifa-Kongress wird am 13. Mai 2016 in Mexiko-Stadt stattfinden. Dies würde unnötige Verzögerungen bedeuten und daher werde ich das Exekutivkomitee dringend bitten, einen außerordentlichen Kongress zur Wahl meines Nachfolgers zum frühstmöglichen Zeitpunkt zu organisieren. Dies muss in Übereinstimmung mit den Statuten der Fifa geschehen und wir müssen den besten Kandidaten genug Zeit geben, sich zu präsentieren und für ihre Wahl zu werben.

Da ich kein Kandidat sein werde und daher nun frei von den Einschränkungen bin, die Wahlen unweigerlich mit sich bringen, wird es mir möglich sein, mich darauf zu konzentrieren, weitreichende, grundlegende Reformen voranzutreiben, die unsere bisherigen Bemühungen übersteigen. Seit Jahren haben wir hart daran gearbeitet, administrative Reformen zu schaffen, und obwohl diese fortgesetzt werden müssen, ist mir klar, dass dies nicht genug ist.

Im Exekutivkomitee sind Vertreter von Verbänden, über die wir keine Kontrolle ausüben, aber für deren Handlungen die Fifa verantwortlich gemacht wird. Wir brauchen tief verwurzelte strukturelle Veränderung.

Die Größe des Exekutivkomitees muss verkleinert werden und seine Mitglieder sollten durch den Fifa-Kongress gewählt werden. Die Überprüfung der Integrität aller Mitglieder des Exekutivkomitees muss zentral durch die Fifa organisiert werden und nicht durch die Verbände. Wir brauchen eine Beschränkung der Amtszeit nicht nur beim Präsidenten, sondern für alle Mitglieder des Exekutivkomitees.

Ich habe schon früher für diese Veränderungen gekämpft, und, wie jedermann weiß, wurden meine Bemühungen blockiert. Dieses Mal jedoch werde ich Erfolg haben.

Ich kann dies nicht alleine tun. Ich habe Domenico Scala gebeten die Einführung und Umsetzung von diesen und anderen Maßnahmen zu überwachen. Herr Scala ist der unabhängige Vorsitzende unserer vom Fifa-Kongress gewählten Audit-und Compliance-Komission. Er ist auch der Vorsitzende der ad-hoc Wahlkommission und wird als solcher die Wahl meines Nachfolgers leiten. Herr Scala besitzt das Vertrauen eines breiten Spektrums von Parteien in- und außerhalb der Fifa und hat all das notwendige Wissen und die Erfahrung, um zu helfen, diese notwendigen Reformen anzupacken.

Meine tiefe Fürsorge für die Fifa und ihre Interessen, die mir sehr am Herzen liegen, haben mich zu dieser Entscheidung bewegt. Ich möchte jenen danken, dich mich immer auf konstruktive und loyale Weise als Fifa-Präsident unterstützt haben und die so viel für das Spiel getan haben, das wir alle lieben. Wichtiger ist als alles andere ist mir, dass, wenn all dies vorüber ist, der Fußball als der Sieger hervorgeht."

(APA/dpa)

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