Der älteste Gruft-Bewohner erzählt vom Essen.
Die Presse: Wir haben gerade mit dem Koch gesprochen und er hat uns gesagt, dass das Essen hier in der Gruft gut ist. Wie schmeckt es Ihnen hier eigentlich?
Herr Ruppi: Es ist in Ordnung, aber manche haben immer etwas zu meckern. Sie beschweren sich über zu wenig Salz, zu wenig Pfeffer oder es ist ihnen zu scharf. Aber man kann ja selbst Salz und Pfeffer hineingeben.
Gibt es immer genügend zu essen für alle?
Ja, manche nehmen es auch mit nach Hause. Weil um 50 Cent kann man sich ja nichts kochen.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Das ist mir eigentlich egal. Ich habe genug Dosen im Kühlschrank und ich mache mir auch einfach in der Mikrowelle etwas. Ich komme damit 14 Tage aus.
Gibt es irgendetwas, das Sie schon lange nicht mehr gegessen haben und das Sie wieder einmal essen möchten?
Ja. Kohl hatten wir schon lange nicht mehr. Fleisch und Spinat gibt es deutlich öfter. Aber ich bleibe eh lieber beim Spinat.
Wie lange leben Sie eigentlich schon hier in der Gruft?
Seit 16 Jahren. Ich gehe hier nicht weg, mich müssen sie raustragen. Ich bin der einzige, der seit Anfang an da ist. Ich helfe überall hier mit.
Helfen Sie beim Kochen auch?
Nein, aber ich könnte. Ich habe sechs Monate in einer Beamtenküche gearbeitet. Ahnung hätte ich also schon.
Haben Sie hier auch Freunde gefunden?
Ah, eine Freundin? Mit 82 Jahren?
Nein. Freunde.
Nein, Freunde nicht, aber Kollegen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2015)