Androsch: "Faymann muss anfangen zu regieren"

APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Schuld für eine nahende rot-blaue Koalition im Burgenland ortet Ex-Finanzminister Androsch beim Kanzler. Dort wird heute bereits über die Aufteilung der Ressorts verhandelt.

Die sich anbahnende Koalition aus SPÖ und FPÖ im Burgenlandsorgt innerhalb der Sozialdemokraten für erwarteten Ärger. Nachdem sich am Donnerstag unter anderem der rote Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos, zahlreiche Jugendorganisationen und die Grünen über den „neuen Weg" von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) verärgert gezeigt hatten, legt nun der einstige Finanzminister Hannes Androsch nach. Er macht Kanzler Werner Faymann persönlich für das drohende Rot-Blau verantwortlich. 

„Man kann eine Partei, die demokratisch gewählt wird, nicht ausgrenzen", betonte Androsch am Freitag im „Standard". Gegen eine Empfehlung der FPÖ als Partner stünden allerdings „tragische Ereignisse" aus der Vergangenheit, verwies er auf das Erbe der Freiheitlichen in Kärnten samt Hypo Alpe Adria. Auch Schwarz-Blau auf Bundesebene sei „nicht gerade eine Erfolgsstory" gewesen. Der Schwenk von Niessl sei als Zeichen roter Führungslosigkeit zu werten. „Wenn der Dirigent nicht dirigiert, macht jede Gruppe im Orchester, was sie will", richtete er dem Bundesparteibobmann aus. Und setzte nach: „Faymann muss endlich aufhören mit dem Schönreden, Beschwichtigen, Gesundbeten und anfangen zu regieren."

Das starke Abschneiden der FPÖ bei den vergangenen Landtagswahlen, erklärte sich der frühere Vizekanzler Androsch so: „Die Leute sind verunsichert und werden abgespeist mit Beschwichtigungsformeln, und dann kriegen's einen Zorn. Die einen, die größte Gruppe, gehen gar nicht mehr wählen, die anderen wählen Protest." Bei dem Urnengang in Wien im Oktober drohe deswegen „ein Waterloo".

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos reagierte am Freitag mit „Unverständnis" auf Androsch. Dessen Zurufe seien „mehr als entbehrlich".

Mayr sieht Diffamierung „unserer Bewegung"

Nicht anfreunden kann sich auch der Tiroler SP-Vorsitzende Ingo Mayr mit einer Zusammenarbeit seiner Partei mit der FPÖ. „Von einem gelungenen Experiment zu sprechen, empfinde ich schlichtweg als Hohn", kritisierte Mayr Darabos, in einer Aussendung. Dieser hatte am Donnerstag gemeint, „kein Problem" mit Rot-Blau im Burgenland zu haben. Die FPÖ schüre Ängste, ohne politisch etwas dagegen zu machen, kritisierte nun Mayr. Er schloss aus diesem Grund eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen „grundsätzlich" aus. Um die Macht zu erhalten mit der FPÖ zu koalieren, „diffamiert uns vor den Menschen", meinte der Tiroler.

„Wenn ich meine Unterstützung zurückziehen könnte, würde ich das tun", ärgerte sich am Freitag auch Kabarettist Lukas Resetarits, der zuletzt im Proponentenkomitee von Landeschef Niessl aufschien. Entweder „ist man Sozialdemokrat oder nicht". Für Niessl gelte offenbar letzteres, weshalb er ihm empfiehlt, „der FPÖ beizutreten". Anders dagegen Fußball-Trainer Paul Gludovatz aus dem Unterstützungskomitee, der meinte, auch im Fußball müsse man seine Taktik manchmal ändern.

Die rote Nationalratsabgeordnete Elisabeth Hakel zeigte sich unterdessen „wahnsinnig wütend" über die Entscheidung von Niessl. Sie erklärte auf ihrer Facebook-Seite, dass sie die Option von Rot-Blau „traurig" mache.

SPÖ und FPÖ besprechen Ressortaufteilung

Inzwischen haben SPÖ und FPÖ in Eisenstadt ihre Koalitionsverhandlungen wieder aufgenommen. Freitagmorgen stimmten Niessl und FPÖ-Klubobmann Johann Tschürtz darüber ein, dass man schon „sehr weit" gekommen sei. Im Lauf des Vormittages wolle man über die Ressorts sprechen, sagte Tschürtz. Er könne sich „vorstellen, dass sogar vielleicht heute schon ein Ende in Aussicht gestellt werden kann", meinte der FPÖ-Landesparteiobmann.

>> Androsch im Interview mit dem "Standard"

(Red./APA)

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