Flughafen Wien: Edlinger fühlt sich "betrogen und verraten"

Flughafen Wien: Symbolbild
Flughafen Wien: SymbolbildAPA/HANS KLAUS TECHT
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Die Turbulenzen rund um die Wiederbestellung der beiden Flughafenvorstände Julian Jäger unD Günther Ofner belasten nun auch die Wiener SPÖ. Schließlich stehen Wahlen ins Haus.

Am 22. Juni wird der Aufsichtsrat des Wiener Flughafen die Verträge der beiden Vorstände Günther Ofner (ÖVP) und Julian Jäger (SPÖ) verlängern. Das gilt als fix. Die Negativschlagzeilen über Jägers zahlreiche Gratis-Upgrades während seiner Zeit als Vorstand am Flughafen Malta und sein Engagement für seinen Schwager, den Anwalt Gabriel Lansky, in der Causa Alijew kommen ihm daher sehr ungelegen. Doch mittlerweile macht sich nicht nur bei Jäger, sondern auch bei der SPÖ Wien Nervosität breit.

Wien hält nämlich – wie auch das Land Niederösterreich – 20 Prozent der Anteile des Wiener Flughafens. Im Herbst stehen Michael Häupl und seinem Team Wahlen ins Haus. Und die SPÖ hat derzeit ein Riesenproblem: Sowohl in der Steiermark als auch im Burgenland verlor sie kräftig an Stimmen und die Prognosen für Wien zeichnen auch ein düsteres Bild. Dass bei Personalentscheidungen bei einem Unternehmen im Einflussbereich der Stadt immer noch das Parteibuch, nicht aber die Qualifikation entscheidend sein könnte, garantiert Angstgegner Heinz-Christian Strache noch mehr Zulauf aus dem sozialdemokratischen Lager. Und beschäftigt man sich mit der Causa Edlinger, kann man sich des Verdachts nicht erwehren, dass politische Netzwerke beim Flughafen Wien wichtig sind.

„Gute Kontakte“ halfen nicht

Doch was ist passiert? Der Flughafen hat im November 2014 Christoph Edlinger, den Sohn des prominenten Sozialdemokraten und ehemaligen Finanzministers Rudolf Edlinger, gefeuert. Auf dem PC des Mitarbeiters, der über 30 Jahre für das Unternehmen tätig war, hatte der Flughafen große Mengen an Pornomaterial gefunden. Doch das war nicht der einzige Grund für die Entlassung. Zum massiven Vertrauensverlust von Seiten Jägers und Ofners hat wohl ein Vorgehen Edlingers geführt, das der Anwalt des Flughafens sogar als „ehrenrührig“ bezeichnet: Immer wieder pflegte er „hinter dem Rücken des Vorstandes“ regen Kontakt zu Genossen: mit dem ersten Präsidenten des Wiener Landtages, Harry Kopietz, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Flughafens, Ewald Kirschner und auch anderen hochrangigen SPÖ-Politikern. Und dabei hat Edlinger auch wenig Schmeichelhaftes über seine beiden Chefs kundgetan.

Bei der Vergabe um eine Geschäftsführerposition bei einer Flughafen-Tochter fühlte sich Edlinger nämlich übergangen. Ein anderer Kandidat – er soll von Parteigenossin Brigitte Ederer empfohlen worden sein – machte das Rennen. Enttäuscht wandte er sich im März 2014 an Kirschner: „Mein kolportierter Nachfolger ist eine sogenannte ,große Nummer' aus dem Siemens Konzern. (..) Irgendwie fühle ich mich von Jäger hintergangen, betrogen und verraten. Nicht zuletzt, weil ich vor drei Jahren bei dir im Büro war und für Jäger vorgesprochen habe.“

Jäger hatte sich 2011 erstmals für die Vorstandsposition beim Flughafen Wien beworben – und sie letztlich auch bekommen. Schon im Jänner 2011 habe ihn Jäger gebeten, sich mit seinen guten politischen Kontakten für ihn einzusetzen, sagt Edlinger. Das habe er auch getan, denn Jäger sei im Vergleich zu seinen deutschen Bewerbern nicht gut platziert gewesen. Bei Kopietz, Kirschner, aber auch bei der SPÖ-Stadträtin Renate Brauner habe er sich deshalb für ihn stark gemacht.

Dass es nun ausgerechnet Jäger ist, der ihm seine Mails an Kirschner und Kopietz zum Vorwurf macht, empört Edlinger. Sein Vater Rudolf Edlinger findet klarere Worte: „Jäger hat mehrere Freunde gehabt, die sich für ihn eingesetzt haben. Aber jetzt ist es ihm peinlich, dass es so war. Das finde ich schäbig. Jemand mit so einem charakterlichen Zuschnitt ist für die Führung eines so wichtigen österreichischen Unternehmens nicht geeignet.“ Er selbst hat sich, so sagt er, nie für seinen Sohn beim Flughafen eingesetzt. „Ich weiß, das wäre ihm nicht recht gewesen. Er hat sich wirklich selbst hinaufgearbeitet.“

Intervention - ein Fremdwort

Alles in allem also ein Sittenbild, das der SPÖ Wien – zumal in Vorwahlzeiten – höchst unangenehm ist. Schützenhilfe erhält sie ausgerechnet vom „schwarzen“ Flughafen-Vorstand Ofner: „Seitdem wir das Unternehmen leiten, hat es nie einen Versuch gegeben, unsere Entscheidungen durch politische Intervention zu beeinflussen.“ Der Flughafen werde ausschließlich nach objektiven Kriterien geführt.

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